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Sondheim, Moriz
Gesammelte Schriften: Buchkunde, Bibliographie, Literatur, Kunst u.a. — Frankfurt a.M., 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.34388#0411

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379 -

selben Zeit, unter den schlimmsten Verhältnissen, während
Deutschlands tiefer Erniedrigung aus begeisterter Liebe zur
Kunst versucht, mit den Didof und Bodoni zu wetteifern. Er
hat uns einen Wieland geschenkt, der das schönste Buch unserer
klassischen Literatur ist. Er wollte uns einen Klopstock schen-
ken, den er durch die Ungunst der Zeiten mit dem siebenten
Band abbrechen mußte.
Die Ausstellung ist aus den Büchereien von Mitgliedern
der Frankfurter Bibliophilen-Gesellschaft zusammengestellt. Sie
kann und will nicht ein lückenloses Bild der einzelnen Pressen
geben, sondern zeigen, wie sich die Frankfurter Bücherfreunde
zu diesen verschiedenen Pressen einsfellen. Von diesem Zeit-
punkt aus betrachtet wird sie Einblicke in die Wandlungen und
Entwicklung der Bibliophilie eröffnen, die von besonderem
Reize sein dürften.

Frankfurter Drucke der Renaissance
und Barockzeit
Dritte Ausstellung der Frankfurter Bibliophilen-Gesellschaft
vom 22. Februar bis 29. März 1925.
Die Frankfurter Bibliophilen-Gesellschaft hat von ihrer
Gründung an die Pflege des Frankfurter Buches als vornehme
Pflicht aufgefaßt. Ihre erste Jahresgabe war der Erforschung
eines alten Frankfurter Druckes gewidmet und in dem Rah-
men ihrer diesjährigen Ausstellung möchte sie ein Bild von
dem geben, was Frankfurt als Bücherstadt geleistet hat, vom
Aufblühen der Buchdruckerkunst in seinen Mauern bis zu dem
Niedergange der Kunst im ausgehenden 17. Jahrhundert.
Spät ist der Buchdruck in Frankfurt zur Geltung gekommen.
Von 1462 an hatte sich die Buchdruckerkunst von Mainz aus
mit überraschender Schnelligkeit überallhin bis nach Süd-
italien und Spanien verbreitet; ein Drucker, der wahrscheinlich
aus unserer unmittelbarsten Nähe, aus Schwanheim stammt,
hat schon 1464 in Subiaco, der alten Benediktinerstätte bei
Rom, monumentale Bücher gedruckt, in Frankfurt finden wir
einen namhaften Drucker erst im Jahre 1530. Durch seine geo-
graphische Lage zur wichtigen Handelsstadt und durch die
mittelalterlichen Verkehrsverhältnisse zur kosmopolitischen
Messestadt bestimmt, wurde Frankfurt zwar frühe schon durch
seine Büchermesse die Zentrale des Weltbuchhandels, als Ver-
lagsstadt hat es erst spät Bedeutung erlangt.
Der älteste Frankfurter Drucker, von dem wir Drucke ken-
nen, ist Beatus Murner von Straßburg, der sich 1511 und 1512
hier aufhielt. Wir kennen von ihm neun in Frankfurt erschie-
 
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