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Sondheim, Moriz
Gesammelte Schriften: Buchkunde, Bibliographie, Literatur, Kunst u.a. — Frankfurt a.M., 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.34388#0410

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— 378

gleich die Elzevir ebensowenig wie Aldus Luxusdrucke ge-
schaffen, sondern im Gegenteil das Format und den Preis der
Bücher noch mehr verringert haben. Und Elzevir-Format ist
für uns die Bezeichnung für Sedez und Duodez geblieben, ob-
gleich, wie die Ausstellung zeigt, die Elzevir auch Bücher in
Groß-Folio gedruckt haben. Jene Elzevir kleinen Formates eig-
nen sich zum Sammeln wie Nippsachen und es gibt Elzevir-
Sammlungen, in denen die glücklichen Besitzer ganze Serien
zusammenstellen.
In der Zeit vom Ende des 17. Jahrhunderts bis zum letzten
Viertel des 18. Jahrhunderts liegt die Druckkunst darnieder;
deshalb zeigt die Ausstellung keine Presse dieser Periode. Die
Rokokozeit legt das Hauptgewicht auf die Ausschmückung des
Buches mit Kupfern. Wie die Damen weife, mit Spitzen und
Bändern bedeckte Paniers, turmhohe, mit Blumen und Edel-
steinen geschmückte Lockenfrisuren fragen, so sind die Bücher
mit Vignetten und Kupfern bedeckt. Die Freude am Ornament
verdrängt das Gefühl für die Schönheit des Satzbildes.
Ein Umschwung kommt mit dem Anbruch der klassizisti-
schen Zeit. Das Bewußtsein kehrt zurück, daß ein ganz
schmuckloses Buch schön sein kann, wenn es architektonisch
gut ist, wenn Type und Satz harmonieren und im richtigen
Verhältnis zum Formate stehen. Ein Engländer, John Basker-
ville (1706—75), der um die Mitte des 18. Jahrhunderts in
Birmingham zu drucken begann, ist der Wiedererwecker des
schönen Druckes. Nach seinem Tode hat Beaumarchais seine
Typen für die Druckerei in Kehl erworben und mit ihnen seinen
schönen Voltaire gedruckt.
In Frankreich folgen die Didof der Bewegung, und den
Höhepunkt dieser Periode bildet Giambatfisfa Bodoni (1740—
1813) in Parma, der im Gegensatz zu den bisher genannten
Druckern das Buch bewußt zu einem Luxusgegensfand ge-
macht und nie mehr als 250 Exemplare eines Werkes gedruckt
hat. Bodoni ist der Liebling Napoleons gewesen, er hat das
Empire-Buch geschaffen, wie Percier und Fontaine die Empire-
Möbel entworfen und die Empire-Paläste gebaut haben. Er
hat in seiner besten Periode jeden Buchschmuck verschmäht
und seine Drucke stehen da in ihrer nackten Schönheit, er-
haben wie griechische Statuen. Es ist Empirekunst und das
spätere neunzehnte Jahrhundert hat sie nicht gewürdigt. Wir
sind jetzt weit genug von ihr entfernt, um das, was in ihr von
ewiger Schönheit enthalten ist, zu erkennen.
Von deutschen Schriftgießern und Druckern dieses Zeit-
raumes zeigt die Ausstellung J. G. I. Breitkopf (1719—94) als
Verbesserer der FrakfUrschrift und des Musiknotensafzes. J. F.
G. Unger (1750—1804) hat, durch Didof angeregt, neue Typen
geschnitten und eine Frakturschrift erfunden, die heute noch
musfergiltig ist. Und G. J. Göschen (1752—1828) hat zu der-
 
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