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Sondheim, Moriz
Gesammelte Schriften: Buchkunde, Bibliographie, Literatur, Kunst u.a. — Frankfurt a.M., 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.34388#0159

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134 —

Besprechung von
Lucifers mit seiner gesellschafft val. vnd wie derselben geisf
einer sich zu einem Ritter verdingt und ym wol dienete.
Bamberg 1493. Nach dem Unikum im German. National-
Museum zu Nürnberg in Faksimile herausgegeben.
Frankfurt a. M., Joseph Baer & Co.
Nach dem Unikum im German. National-Museum zu Nürnberg
in Faksimile herausgegeben. Frankfurt a. M., Joseph Baer u. Go.
Lucifers Fall gehörte bisher zu den verlorenen Büchern,
die nur dem Namen nach bekannt sind. Im Jahre 1788 hatte
G. W. Panzer den Titel desselben in den „Annalen der deut-
schen Literatur" mitgetheilt mit der Bemerkung, ein Exemplar
befinde sich „in der Schwarzischen Sammlung zu Altdorf''.
Als die Faustforschung erwachte, wandte sich das Interesse der
Gelehrten diesem Schriftchen zu, dessen Titel einen werthvollen
Beitrag zur Entwickelungsgeschichte der Sage versprach, aber
es war nicht mehr zu finden. Die Schwarzsche Bibliothek war
unterdessen verschollen, wie man sagte nach England verkauft
worden, mit ihr war Lucifers Fall verschwunden und ein
anderes Exemplar konnte nirgends entdeckt werden. So öff-
nete sich ein weites Feld den Vermuthungen über den Inhalt
dieses geheimnißvollen Buches. Man hielt es für „die erste
Faustiade in deutscher Sprache", man glaubte, es enthalte viel-
leicht „die reine geistige oder seelische Faustsage", Düntzer
erklärte sogar, „es liegt die Vermuthung nahe, daß der Ritter,
dessen Geschichte jenes Buch beschreibt, sich den Namen des
Glücklichen (Faustus) beigelegt habe." Diesen Hypothesen ist
jetzt ein Ende gemacht. „Ein glücklicher Zufall", erklären
Joseph Baer & Co. in der Vorrede zu vorliegender Faksimile-
Ausgabe, „hat uns zur Entdeckung eines Exemplares dieses
verlorenen Buches geführt. Das Germanische National-Museum
in Nürnberg hat es von uns erworben, so daß es der deutschen
Gelehrtenwelt gesichert ist. Die zahlreichen Anfragen, die bei
dieser Gelegenheit sn uns gerichtet werden, haben uns bestimmt,
die Benützung des Originals durch ein Faksimile zu erleichtern."
Wie wir aus diesem Faksimile ersehen, besteht das Schriftchen
nur aus 4 Blättern. Den Titel ziert ein roher Holzschnitt,
dessen oberer Theil Lucifers und seiner Gesellen Sturz in
den Höllenrachen darstellt, während unten ein Ritter mit seinem
Knappen über einen Fluß setzt, um zwei Reitern zu entgehen,
die mit eingelegter Lanze auf ihn einstürmen. Das Werk selbst
besteht aus der Erzählung von Lucifers Empörung und Fall,
und einer volksthümlichen, aber eng an das Dogma sich an-
schließenden Darstellung der Eintheilung und des Wesens der
himmlischen und höllischen Heerschaaren. Als Beweis, daß
es gute Teufel gebe, die dem Menschen nicht schaden, ist die
 
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