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Sondheim, Moriz
Gesammelte Schriften: Buchkunde, Bibliographie, Literatur, Kunst u.a. — Frankfurt a.M., 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.34388#0229

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203

Ein deutsches Gebetbuch mit Teigdruck
und Holzschnitt aus dem 15. Jahrhundert.
Das Buch befindet sich in einem Holzbande von
16,5X10,5 Centimeter, der mit schwarzem Leder Ober-:
zogen und mit schönen gothischen Messingbeschlägen ver-
ziert ist. Zwei Ringe deuten auf die Bestimmung hin,
am Gürtel getragen zu werden. Nach unserem Begriffe ist es
ein ganz ansehnlicher Band, der aber im Zeitalter der Folianten
für eine zierliche Taschenausgabe gelten mochte und sich in
den Händen einer stattlichen Patrizierin anmuthend ausgenom-
men haben mag. Denn Alles deutet darauf hin, daß hier ein
Buch aus Damenbesitz vor uns liegt.*) Wenn wir es auf-
schlagen, so finden wir ein Gebetbuch in oberdeutscher Sprache
in einer sehr merkwürdigen Type gedruckt. Die ersten 6 Bll.
sind unbezeichnet und enthalten das Register:
() As Register oder Taff-
el der gepete Die in disem
buchlein begriffen sind.
Der Text beginnt auf dem 7. Bl., das mit . i . bezeichnet ist:
Wie du dich gesegen vnd got
beuelhe solt So du dich des abents
nider legen wilt.
und endet auf der Rückseite des 219. Bl. mit den Worten:
Sit laus deo.
Die Blätter tragen weder Custoden noch Signaturen, nur
von Bl. 7 an oben in der Mitte die Zählung i—CCxiij. Eine
sorgfältige Hand hat das ganze rubriciert und mit roten und
blauen Initialen bemalt.
Dieser Druck ist den Bibliographen nicht unbekannt ge-
blieben,^) seinen Ursprung zu entdecken ist aber bis jetzt nicht
gelungen. Panzer glaubte in ihm einen Kölner Druck zu sehen,
eine Annahme, gegen welche schon die Sprache des Werkes
spricht, die bestimmt nach Süddeutschland hinweist. Herr Geh.
Rath Dziatzko in Göttingen hatte die Güte uns darauf
aufmerksam zu machen, daß Panzers Irrtum daher rühren
mag, daß einzelne Typen solchen von Arnold ter Hoernen

1) üeber die ursprüngliche Besitzerin giebt das Buch keine Auskunft. In
den Jahren 1540—44 gehörte es Barbara von Dyl, welche auf den Vorsatz-
blättern die Taufen ihrer Patenkinder eingetragen hat.
2) Panzer, Zusätze 55 c, Hain *7507.
 
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