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Sondheim, Moriz
Gesammelte Schriften: Buchkunde, Bibliographie, Literatur, Kunst u.a. — Frankfurt a.M., 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.34388#0204

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179 —

(ein Bischen zu spät, mit 37 Jahren), er kommt zurück, ent-
zweit sich mit seiner Laura und nimmt eine unendlich unbe-
deutende Grisette in sein Haus auf, die er schließlich heirathet
. . . . Das Alter kommt, melancholisch ohne traurig zu sein,
weil es ihm körperlich ausgezeichnet geht Viele Bewunderer,
wenig Freunde. Er hat Schiller verloren, den einzigen Men-
schen, glaute ich, den er geliebt hat. Er ist darauf angewiesen,
sich stundenlang mit Eckermann zu unterhalten, der einfach
ein Simpel ist, der aber das unvergleichliche Verdienst hat,
mit ihm nur über Goethe zu sprechen. Er stirbt. So ist dieses
Leben. Es ist durchaus mittelmäßig, beinahe platt. Seien wir
offen, es ist unbedeutend. Goethe hat fast nichts erlebt. Er
hat erlebt, was der Unbekannteste unter uns erlebt. Äußer dem
Besuch Napoleons ist ihm nichts begegnet, was seiner würdig
gewesen wäre. Und aus diesem Leben sind iene glänzenden
Werke hervorgegangen. Das beweist, daß er ein großes Genie
hatte.'*
Daß Herr Faguet gegen das Hineintragen von biographi-
schem Material in das Goethestudium so heftig eifert, muß um
so größeren Eindruck machen, als er Goethes Wort, alle seine
Gedichte seien Gelegenheitsgedichte, kennt und erwähnt. —
Auch an interessanten Details ist sein Aufsatz reich. So er-
fahren war durch ihn, daß Friederike, als Goethe sie kennen
lernte, mit einem Sardinenhändler verheirathet war, „was das
Unrecht, sie verlassen zu haben, vermindert". Den vielen emp-
findsamen Herzen, die noch jetzt das Loos der unglücklichen
Pfarrerstochter beweinen, wird es Trost sein zu erfahren, daß
sie doch das Glück der Ehe gekannt hat. Aber warum muß
es gerade mit einem Sardinenhändler gewesen sein? Und wie
kam ein solcher nach Sesenheim? Vielleicht gibt es noch
einen Goethe-Biographen, den der Herr Faguet von seinem
für Goethes Ruhm so schädlichen Beruf noch nicht abgebracht
hat, so daß diese interessante Frage untersucht werden kann.

Besprechung von
Die Medaillen und Plaketten der Kunstsammlung W. P.
Metzler in Frankfurt am Main. Beschrieben und
erläutert von Dr. Julius Cahn. 63 S. Qu. u. 26 Licht-
drucktafeln. In 125 Exemplaren gedruckt. Frankfurt a.M.,
J. Baer & Co.
In dem Tafelwerke, das vor einem Jahre H. Frauberger
über die Kunstschätze des Herrn W. P. Metzler herausgegeben
hat, wurde „die kostbare und vielseitige Sammlung von Pla-
ketten und Medaillen" nur flüchtig erwähnt und eine besondere
Arbeit darüber in Aussicht gestellt. Dieses Versprechen wird
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