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Sondheim, Moriz
Gesammelte Schriften: Buchkunde, Bibliographie, Literatur, Kunst u.a. — Frankfurt a.M., 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.34388#0061

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betrogen hatten und sagte, sie müßten alle sterben. Und sie
wurden getötet. Dann füllte er den Sack mit Schlangen und
Kröten und band ihn wieder zu.
Als der Menschenfresser zurückkam, beklagte er sich über
den durchlöcherten Topf, aber sie gaben ihm soviel Fleisch,
daß er sich beruhigte, seinen Sack auflud und weiferging. An
sein Haus angekommen, rief er seinem Weibe: „Rüste dich
zum Kochen!'* Er sandte zu allen andern Menschenfressern
und lud sie zu einem großen Gasfmahl ein, und sie kamen,
Gutes erwartend. Er ließ sie noch ein bischen warten, damit
sie recht hungrig wurden; dann öffnete er den Sack und wollte
das Mädchen herausholen, aber er fand nur Kröten und Schlan-
gen. Als die andern Menschenfresser dies sahen, wurden sie
so wütend, daß sie ihn tot schlugen und ihr Festessen aus
ihm selbst bereiteten.

Die ältesten Frankfurter Drucke
(Beatus Murner 1511—12)
Eine bibliographisch-lifferarische Studie.
Der erste Frankfurter Typograph war „Hans von Pederß-
heim brieffdrucker", „ein Diener Johann Fausfens und Petri
Schöffers,"D welcher „dominica post Lucie anno LIX° (16.
Dec. 1459.) den burgereyd getan."2) Da er, wie der Name Brief-
drucker es andeufef, keine Bücher verfertigte, „sondern nur
mit Abdrückung allerley Formen, und Blätter, Zettel und Brief-
fen seine Nahrung gesucht" (Münden 174), so geschah es,
daß nichts unter seinem Namen bekannt geworden ist. In
demselben Jahre, am 30. Dezember, erscheint im Bürgerbuche
ein „Kilian Begen, Maler aus Siebenbürgen," und in dem Steuer-
register von 1462 ein „Kilian, der Briefdruckerin Sohn," und
ein „Siebenbürger" oder „Briefdrucker," dann 1495 „Wilhelm
Rudel, Buchdrucker," der aber 1499 bis 1514 nicht mehr Drucker
sondern Buchführer (Sortimenter) genannt wird (Grofefend 3).
Auch von diesen allen ist uns nichts überliefert.
Einen Drucker, von dem mehr als der blose Name auf uns
gekommen ist, finden wir in Frankfurt erst im Jahre 1511. Es
ist dies Beatus Murner von Straßburg, s) Was von seinen
0 Lersner, Der Stadt Frankfurt a. M. Chronica. Frankf. 1706. I. 436.
2)Mündens Danckpredigf . . . nebst Bericht von denen Frankfurt. Buchdruk-
kern, vollendet durch J. E. G. v. Klettenberg. Frankf. 1741. 173. — Grofefend,
Egenolif u. seine Vorläufer. Ebd. 1881. 2.
0 Ein Druck von ihm mit der Jahreszahl 1509, der oft cifirf wird, exisfirt
nicht. S. Nr. 8. — Ebenso beruht es auf einem Irrfhum, wenn folgende früher
erschienene Werke als Frankfurter Drucke bezeichnet wurden: „Lupi, Opusculum
confessionelle 1478 (Hain 10347)", das auf Wunsch des Frankfurter Kaplans Joh.
Wolf (Joannes Lupi) nicht in Frankfurt, wie Kloss (Gedenkbuch 1840) und Gwin-
 
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