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Sondheim, Moriz
Gesammelte Schriften: Buchkunde, Bibliographie, Literatur, Kunst u.a. — Frankfurt a.M., 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.34388#0257

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wenn man von nun an seine Arbeiten noch erwähnte, so ge-
schah es nur, um ihre Unzulänglichkeit hervorzuheben. „Es
sind blosse Catalogi, die wenig ästimiert werden'*, berichtet
Joch erd) Blosse Catalogi können sehr werthvoll sein, wenn
sie gut redigiert sind, es hatten aber Beughem zwei dem Bib-
liographen unentbehrliche Eigenschaften gefehlt, kritischer
Sinn und Genauigkeit. Die harten Urtheile, die über ihn gefällt
worden sind, sind daher richtig, aber um gegen ihn nicht un-
billig zu sein, darf man bei der Beurtheilung seiner Werke ihm
nicht auch jene Mängel vorwerfen, welche allein dem Zeit-
alter, in welchem er lebte, zur Last fallen.

Gottsched der Büchersammler.
Als Gottsched im Jahre 1734 Professor Ordinarius der
Philosophie an der Universität Leipzig wurde und seine Braut,
„die berühmte Kulmus" heimführte, besaß er schon „einen
guten Vorrath der besten Bücher", den die gelehrte junge Frau
mit Entzücken anstaunte. „Bedenken Sie einmal, wie viel ich
Zeit und Gelegenheit zum Lesen habe", schrieb sie darüber an
eine Freundin, „ich will mir auch gewiß alle diese Vortheile
zum Nutzen machen".^) Diese Bibliothek vergrößerte sich von
selbst durch die Dedicationen, die dem Dictator von allen
Seiten zuströmten, aber Gott Gottsched vermehrte sie auch
durch systematisches Sammeln, sodaß einzelne Abteilungen der-
selben geschlossene Sammlungen von hohem litterarischen
Werthe wurden.
Gottsched hegte die Absicht, eine umfangreiche Flisfotie
der Deutschen Sprache und Poesie zu schreiben und suchte
zu diesem Zwecke eifrig die alten Litteraturdenkmäler, um die
sich damals nur Wenige bekümmerten. Mit behaglicher Breite
erzählt er von seinen Schätzen in der Vorrede zu seiner Aus-
gabe des Reineke Fuchs: „Was es mir für Mühe und Geld ge-
kostet, sie zu erlangen", schreibt er, „das werden mir wenige
glauben, die nicht wissen, wie selten diese Alterthümer unserer
Sprache und Dichtkunst geworden, und wie unsichtbar sie
auch auf unsern grössesfen Bibliotheken sind". D Einige Seiten
vorher beklagt er, daß er die Editio princeps des Baumannschen
Reineke von 1522 nicht habe auftreiben können: „Ich muß
schließen, daß selbige ganz verlohren gegangen; bis sie etwan
noch jemand entdecken möchte. Auf diesen Fall wäre ich
erböthig, sie mit einem Ducaten zu bezahlen; weil sie mir zu
Auflösung gewisser Zweifel sehr beförderlich sein würde."
1) Jöcher, Gelehrtenlexikon. 1750. Bd. 1.
2) Briefe der Frau Gottsched. Dresden 1770. Bd. I. S. 224.
J Heinrichs v. Alkmar Reineke der Fuchs 1752, S. 52.
4) Heinrich v. Alkmar. S. 19.
 
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