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Sondheim, Moriz
Gesammelte Schriften: Buchkunde, Bibliographie, Literatur, Kunst u.a. — Frankfurt a.M., 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.34388#0256

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dem gebührt ihm ein Ehrenplatz in der Geschichte der Biblio-
graphie, denn er ist auf mehreren Gebieten dieser Wissen-
schaft ein Bahnbrecher gewesen. So hat er in seiner „Biblio-
graphia eruditorum" zuerst den Versuch gemacht, den Inhalt
der wissenschaftlichen Zeitschriften seiner Zeit bibliographisch
zusammenzustellen. Daß er als erster einen allgemeinen Katalog
von Inkunabeln unternommen, haben wir beim Eingänge er-
wähnt. Früher waren über die Drucke des 15. Jahrhunderts nur
einzelne Bibliotheksverzeichnisse erschienen. Im Jahre 1643
hatte Joh. Säubert im Anhänge seiner „Historia Biblio-
thecae Noribergensis" die in Nürnberg befindlichen Wiegen-
drucke verzeichnet; 1653 folgte Ph. Labbe, der im 9. Sup-
plemente seiner „Nova Bibliotheca Mss. Librorum" eine Liste
der Inkunabeln in der kgl. Bibliothek in Paris veröffentlichte.
Im Jahre 1675 katalogisierte A. Reiser die Inkunabeln der
Augsburger Bibliothek in dem Appendix zum „Index manu-
scriptorum Bibliothecae Augustanae." Beughem bekam zufällig
Labbes Arbeit über die Pariser Bibliothek in die Hände; durch
diesen Katalog angeregt und auf Anrathen seines Freundes,
des gelehrten Arztes Th. Jansson ab Almeloveen, unter-
nahm er seine „Incunabula Typographiae." Die Widmung ist
aus Emmerich, Kal. Nov. 1687 datirt und an Almeloveen ge-
richtet, die Einleitung berichtet de occasione collectionis hu-
jusce opusculi. Das Werk selbst ist nach den Namen der Au-
toren geordnet, denen meist eine kurze biographische Notiz
beigegeben ist; die Namen der Drucker sind nicht angegeben.
Die Anhänge enthalten die Anonymen und die undatierten
Drucke.
Beughem hat diese Bibliographie nicht autoptisch verfaßt,
sondern in ihr zusammengetragen, was er in der Litteratur ver-
zeichnet fand. Er hat dabei alle Fehler seiner Quellen herüber-
genommen und sie durch Mißverständnisse und Druckfehler
reichlich vermehrt. Bei Marchand*) findet man ein langes
Register seiner Irrthümer. Nachträge und Berichtigungen hat
im Jahre 1740 J. Liron im 4. Bande seiner „Singularites histo-
riques"2) geliefert.
Gleich darauf, im Jahre 1741, vollendete Maittaire den letz-
ten Band seiner „Annales typographici." Hiermit war das Werk
abgeschlossen, das der Ausgangspunkt der modernen Inku-
nabelnforschung werden sollte. Alle Bibliographen, welche vor-
her diese Materie behandelt hatten, Cornelius van Beughem
an ihrer Spitze, wurden in den Hintergrund zurückgedrängt;
B Pr. Marchand, Histoire de l'imprimerie. La Haye 1740, S. 99 f.
2) Wie Beughem sein Buch „Incunabula typographiae" genannt hatte, so
betitelte Liron seine Nachträge: „Le Berceau de l'imprimerie ou additions et
remarques sur le livre de Beughem." — Struve-Jugler, Bibliotheca histor.
litter. III 2238 hielten Le Berceau für einen Autornamen: „In Lironio legitur
observatio, auctore Le Berceau, de l'imprimerie etc." Vgl. Marchand, Suppl. ä
l'hist. de 1' imprimerie p. 143.
 
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