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Sondheim, Moriz
Gesammelte Schriften: Buchkunde, Bibliographie, Literatur, Kunst u.a. — Frankfurt a.M., 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.34388#0174

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In der Literatur, weiche Heitz auf der letzten Seite an-
führt, fehlt H. Pallmanns Monographie über Feyerabend. Es
ist dies zu bedauern, da die Benutzung dieses Werkes dem
Verfasser einige kleine Irrthümer erspart hätte. So geht aus
Pallmanns Forschungen hervor, daß der Monogrammist MF
der Formschneider Matthaeus F r a n c k von Augsburg war,
während Heitz früheren Annahmen folgend, dieses Zeichen
dem Lucas Mayer zuschreibt. (Daß er auf Tafel 10 dasselbe
Zeichen dem Melchior Lorch zuwendet, ist wohl ein Schreib-
fehler.) Pallmanns Ausführungen machen sehr wahrscheinlich,
daß der Holzschnitt 42 auf Tafel 37, der aus Butschs Bücher-
ornamentik stammt, kein Zeichen Feyerabends ist. Es wäre
wünschenswerth gewesen seinen Ursprung zu ermitteln, bevor
dieses zweifelhafte Blatt unter die Frankfurter Druckerzeichen
aufgenommen wurde.

Das Philobiblon des Richard de Bury.
Das Philobiblon des Richard de Bury ist eine kleine Schrift
aus dem vierzehnten Jahrhundert, die trotz ihrer wenig ge-
fälligen Form für den Bücherliebhaber zu den anziehendsten
Litteraturdenkmälern des Mittelalters gehört. Sie erzählt uns
die Leiden und Freuden eines Bibliophilen aus der Zeit, da
die Druckkunst noch nicht erfunden war, und die Schwierigkeit,
Handschriften zu erhalten, den Reiz des Sammelns noch er-
höhte. Es ist eine stark ausgeprägte Individualität, die aus dem
kleinen Buche zu uns spricht; unter einer scholastischen Hülle
verbergen sich selbständige Gedanken, aus dem theologischen
Wortschwall klingen leidenschaftliche Empfindungen hervor,
so daß wir das schlechte Latein, die gewagten Vergleiche, die
spitzfindigen Schlüsse vergessen und uns ganz dem Genüsse
hingeben, einen Menschen entdeckt zu haben, wo wir eine
pedantische Abhandlung zu finden glaubten. Jeder wahre Bü-
cherliebhaber, der das Philobiblon zum erstenmale aufschlägt,
wird es trotz der seitenlangen, aus Bibelsätzen bunt zusammen-
geflickten Perioden nicht aus der Hand legen, ohne es zu Ende
gelesen zu haben.
Richard de Bury gehörte zu den Mächtigen seines Zeit-
alters. Einem Rittergeschlechte entstammend, war er im Jahre
1286') in der Nähe von Bury St. Edmonds in der englischen
Grafschaft Suffolk auf die Welt gekommen. Er besuchte die
Lateinschule und später die Universität Oxford und wurde
vom König Eduard II. zum Erzieher des Prinzen Eduard von
i) Nicht 1287, wie auch sein neuester Biograph E. C. Thomas behauptet.
Da de Bury selbst mitgeteilt hat, er habe am 24. Januar 1344 sein 58. Lebens-
jahr vollendet, so kann er nur 1286 geboren worden sein.
 
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