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Sondheim, Moriz
Gesammelte Schriften: Buchkunde, Bibliographie, Literatur, Kunst u.a. — Frankfurt a.M., 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.34388#0423

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tiefer dringenden Bildung steigern sich Produktion und Ab-
satz des Buches. Der Ausbau und die Neubildung großer öf-
fentlicher Bibliotheken, die Stiftung der Universi-
tät, die Gründung der Frankfurter Bibliophilenge-
seilschaft haben in unseren Tagen mächtige Anregungen
gegeben, und unsere Stadt ist wieder zu einem wichtigen Platze
des Buchgewerbes geworden. In der Schriftgießerei nimmt
Frankfurt wieder eine führende Stellung ein; leistungsfähige
Druckereien beschäftigen zahlreiche Pressen, große Verlags-
häuser pflegen verschiedene Fächer der Wissenschaften und
der Literatur, unter denen Pädagogik, Kartographie, Flebraica,
Geschichte, schöne Literatur und Kunst besonders hervorragen.
Elegante Sortimentsbuchhandlungen geben dem Stadtbilde ein
vornehmes literarisches Gepräge. Auch auf dem Gebiete des
Antiquariates gehört ein Frankfurter Haus zu den führenden +
Weltfirmen.
Den Weltkrieg und die jetzt noch herrschende Krisen-
periode hat das Frankfurter Buchgewerbe bis jetzt gut über-
wunden, ja das gesteigerte Lesebedürfnis und die Freude an
Qualitätsdrucken haben auf allen seinen Gebieten neue, zum
Teil bedeutende Unternehmungen erzeugt. Die Reformbestre-
bungen, die seit den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts
sich im Buchhandel stärker bemerkbar machten, haben seit
kurzem unter den veränderten Verhältnissen das veraltete Kon-
ditionswesen mit seinem Jahreskredit immer mehr zurückge-
drängt und einem kaufmännisch rationelleren System Platz
gemacht. Das Lager eines Sortimenters besteht jetzt meistens
aus selbstgewählten, bar bezahlten Büchern. Diese Methode,
die ein individuelles Sortiment schafft und mit Risiko ver-
bunden ist, erfordert persönliche Auswahl und spezielle Ver-
einbarungen, die am bequemsten auf einer Ausstellung getroffen
werden. Aus diesem Bedürfnis heraus ist die alte, seit hundert-
fünfzig Jahren eingeschlafene Frankfurter Buchmesse
im Jahre 1920 wieder aufgewacht und ist seitdem zweimal
jährlich das Stelldichein für den Buchhandel der benachbarten
Provinzen und Länder geworden. Trotz der Ungunst der Ver-
hältnisse ist in dieser kurzen Zeit die wiedererstandene Frank-
furter Buchmesse ein wichtiger wirtschaftlicher und kultureller
Faktor geworden, der, an die ältesten Ueberlieferungen Frank-
furts als Bücherstadt anknüpfend, die rationelle Ausnutzung
moderner Wirtschaftseinrichtungen zum allgemeinen Nutzen er-
möglichen will.

Richard de Bury.
Ein Beitrag zur Psychologie des Büchersammelns.
Richard Aungerville de Bury, Bischof von Durham, Lord-
kanzler des Königs Eduard III. von England, gehörte zu den
 
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