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Sondheim, Moriz
Gesammelte Schriften: Buchkunde, Bibliographie, Literatur, Kunst u.a. — Frankfurt a.M., 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.34388#0255

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228

angezeigt hat. Das Pariser Exemplar hat Dibdin beschrieben,
der es durch Wasser stark beschädigt und zum Teil „in erbärm-
lichsten Zustande" fand. Dieser Umstand ist es wohl gewesen, der
den phantasievollen Bibliographen zu der Annahme verleitete,
daß fast die ganze Auflage auf der See untergegangen sei.*) In
Wahrheit waren nach Ankunft der Sendung in Petersburg noch
543 Exemplare gezählt worden, die allerdings durch das Wasser
stark gelitten hatten. Die große Seltenheit des Werkes ist also
nicht einem Schiffbruche zuzuschreiben, sondern der geringen
Sorgfalt, mit der man die durchnäßten Bogen aufbewahrte,
und der großen Strenge, mit welcher der hl. Synod die kleine Auf-
lage mit Slavonischem Texte unterdrückte.
Die älteste Inkunabelnbibliographie.
Nr. 3431 des zweiten Jahrganges des Frankfurter Bücher-
freunds verzeichnet eine kleine Schrift „Incunabula ty-
pographiae", welche die besondere Beachtung des Bücher-
freundes verdient, weil sie der älteste allgemeine In-
kunabelnkatalog ist. Der Verfasser derselben, Cornelius
van Beughem, war Buchhändler und Rathsherr zu Em-
merich Geburts- und Todesjahr sind nicht bekannt, sein
frühestes Werk trägt die Jahreszahl 1680, sein letztes Buch ist
von 1709. Im Jahre 1710 lebte er noch, wie wir durch Z. C. von
Uffenbach wissen, der sich am 23. April jenes Jahres in
Franecker mit J. Rhenferd über ihn unterhielt: „Wir kamen
von Cornelio a Beughem zu reden", erzählt er, „den Her9
Rhenferd wegen seiner großen Wissenschaft in re litteraria
et libraria rühmte, nicht allein aus seinen Schriften, die be-
kandt sind, sondern auch aus genauer Bekandtschaft, die er
mit ihm haf."s) Beughem scheint mit Leidenschaft excerpiert,
compiliert und Bibliographien zusammengestellt zu haben. In
seiner „Bibliographia juridica" hat er die Liste der zahlreichen
Arbeiten, die er vorhatte, veröffentlicht. „11 avoit formd des
projets de Bibliographies si vastes et si nombreux", sagt Mar-
chandU von diesen Plänen, „que les vies de dix hommes
lahorieux, mises bout ä bout et bien emploiees, auroient eu
peine ä y suffire." Was davon im Druck erschienen ist, hat
L. ValleeU verzeichnet. '
Beughems Schriften bieten heute nur noch historisches
Interesse, aber auch bei ihrem Erscheinen konnten die meisten
von ihnen dem praktischen Gebrauch nicht genügen. Trotz-
1) Dibdin, A bibliographical Tour in France a. Germany 1821. II, 258.
2) ,Bibliopola et Senator in Ciiviae Ducatu Embricensis* nennt in Morhof,
Polyhistor. Ed. III, Vol. I, 179.
s) Ulfenbach, Merkwürdige Reisen, Ulm 1753. II, 301.
4 Pr. Marchand, Dictionnaire historique. La Haye 1758. I, 100.
3) L. Vallee, Bibliographie des Bibliographies. Paris 1883. S. 47 f.
 
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