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Sondheim, Moriz
Gesammelte Schriften: Buchkunde, Bibliographie, Literatur, Kunst u.a. — Frankfurt a.M., 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.34388#0254

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227 —

näher gebracht werden. Am 30. August 1724 besuchte der Czar
das Alexander-Newski-Kloster und verordnete, daß unverzüg-
lich mit der Ergänzung des Werkes begonnen werden sollte.
Demgemäß erhielt der Drucker Gabriel Buschinski den Auftrag,
die in Holland zur Hälfte freigelassenen Blätter mit slavoni-
schem Text zu bedrucken, der in bei weitem kleineren Typen
ausgeführt wurde. Wie bereits bemerkt, hatte das Werk beim
Transport sehr gelitten, und es mußte Buschinski beim Zu-
sammenstellen der Exemplare die unangenehme Wahrnehmung
machen, daß ein großer Teil davon defekt war. Mit Mühe
brachte man vollständige Exemplare zusammen und begann
zunächst den Druck des Neuen Testaments in russischer
Sprache. Dieser Teil der Arbeit war fast vollendet, als wieder
neue Hindernisse in den Weg traten. Der Hl. Synod, die oberste
kirchliche Behörde Rußlands, erklärte, daß die auf Grund einer
protestantischen Bibel bearbeitete Uebersetzung nicht mit den
Canones der griechisch-orientalischen Kirche vereinbar sei,
außerdem sei der Mangel der Apokryphen ein Hauptgrund,
den Weiterdruck des Werkes zu sistieren. Die Beschlüsse des
Synods fanden die Billigung des Kaisers, der Druck wurde ein-
gestellt, und so blieb das Werk Torso.*) Die Exemplare des
Neuen Testamentes mit holländisch-slavonischem Texte sollten
vernichtet werden, wanderten aber zum Teil in das Archiv
des Synods, wo sie bis zum Jahre 1740 liegen blieben. Um
diese Zeit sollte ein Akademiker das noch Erhaltene sichten,
dieses unterblieb jedoch, da sich ein des Holländischen mäch-
tiges Mitglied der Akademie damals nicht fand.
Später scheint der ganze Vorrath makuliert worden zu
sein. Im Jahre 1862 konnte Pekarski nur noch folgende Exem-
plare namhaft machen: zwei Exemplare in der Kaiserl. Oeffentl.
Bibliothek in St. Petersburg (und ein Ex. mit dem holländ.
Texte allein), drei gut erhaltene Exemplare in der Bibliothek (der
Akademie) der Wissenschaften, ein Exemplar in der Bibliothek
der Geistlichen Akademie, drei gute Exemplare im Archiv des Hl.
Synods und drei unvollständige Exemplare im Privatbesitz und bei
Antiquaren. Sopikow^) bemerkt, daß vor dem Jahre 1812 sich
in Moskau drei Exemplare befanden, die sich auf folgende Be-
sitzer verteilten: 1) die Universitätsbibliothek, 2) Graf Buturlin,
3) Professor Bause. Eins von diesen Exemplaren ging beim
Brande Moskaus unter. Außerhalb Rußlands werden ein Exem-
plar in der Herzogi. Bibliothek in WolfenbütteP) und das
Exemplar der Bibliotheque Nationale in Paris citiert. Hierzu
kommt das Exemplar, das die Firma Joseph Baer & Co. unter
Nr. 3083 des zweiten Jahrganges des Frankfurter Bücherfreunds
0 Sopikow, Versuch 1. c.
d Sopikow, Versuch 1. c.
0 Schönemann, Zweites u. drittes Hundert Merkwürdigkeiten d. Hrzgl. Bib-
liothek in Wolfenbüttel S. 56.
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