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Sondheim, Moriz
Gesammelte Schriften: Buchkunde, Bibliographie, Literatur, Kunst u.a. — Frankfurt a.M., 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.34388#0183

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158

Vom Schicksale aller seiner Bücher wissen wir nichts.') Viele
werden unter dem Messer der Buchbinder gefallen sein, manche
schlafen vielleicht wieder in dunklen Ecken den langen Schlaf,
aus welchem sie einst für kurze Zeit geweckt worden waren.
Nicht einmal der Katalog, welchen de Bury für seine Stiftung,
mit großer Sorgfalt verfaßt hatte, ist gerettet worden, und nun
das Philobiblon zeugt von der größten Bibliothek, welche Eng-
land im vierzehnten Jahrhundert besessen hat.
Gedruckt wurde das Philobiblon zum erstenmale in Köln
1473, dann in Speyer 1483, in Paris 1500, in Oxford 1598 und
1599. Alle diese Ausgaben sind sehr selten. Von späteren
Drucken sind besonders zu erwähnen die Ausgabe von H. Co-
cheris (Paris 1856) und die von E. C. Thomas (London 1888).
Der Text von Cocheris ist sehr schlecht und die französische
Uebersetzung, welche er darnach verfaßt hat, infolgedessen
vielfach unrichtig. In der Einleitung hat er reiches Material
gesammelt und sorgfältig ausgearbeitet. Eine Reinigung des
sehr verdorbenen Textes hat zum erstenmale E. C. Thomas
unternommen. Seine englische Uebersetzung ist geschmack-
voll und seine Einleitung wäre vortrefflich, wenn er nicht das
Mißgeschick gehabt hätte, eine sehr wichtige Stelle des Adam
Murimuth erst zu entdecken, nachdem seine Arbeit schon ge-
druckt war. So mußte er in einer kurzen Nachschrift in Frage
stellen, was er ausführlich dargelegt hatte. In Deutschland hat
sich E. G. Vogel in einer längeren Abhandlung mit dem Phi-
lobiblon beschäftigt (Serapeum 1843 S. 131 ff.). Die Litteratur
über Richard de Bury ist bei Cocheris und Thomas ziemlich
vollständig in bibliographischer Ordnung verzeichnet.

William Morris.
Am 3. Oktober 1896 ist William Morris in London gestorben.
Sein Name wurde in Deutschland erst durch seine Nekrologe
allgemein bekannt; mit Verwunderung vernahm man damals
bei uns, daß er ein hervorragender Künstler, ein bedeutender
Dichter, ein populärer Sozialpolitiker gewesen. Daß man sich
in Deutschland nicht früher mit ihm beschäftigt hatte, ist um
so seltsamer, als William Morris unser Interesse in mehrfacher
Hinsicht beansprucht; auf den verschiedensten Gebieten ist er
schöpferisch thätig gewesen, vieles und vielerlei hat er ge-
schaffen und niemals Unbedeutendes, denn alles was von ihm
ausging, trug den Stempel seiner starken Individualität. Hier
i) Das neueste Werk über die Oxforder Bibliotheken: Macray „Annals of
the Bodleian Library", Oxford 1890, wiederholt das oft abgedruckte Märchen,
de Burys Bibliothek sei dem Durham College in Oxford überwiesen worden
und später, unter Heinrich VHI., ganz untergegangen. Diese alte Sage ist aber
durch nichts begründet.
 
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