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Sondheim, Moriz
Gesammelte Schriften: Buchkunde, Bibliographie, Literatur, Kunst u.a. — Frankfurt a.M., 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.34388#0245

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218 —

den köstlichen Genuß, gediegene wissenschaftliche Forschungen
in vollendeter Form dargeboten zu bekommen, eine Gabe, wie
sie uns nicht oft zutheil wird, denn auch hier gilt der Spruch
des Weltweisen, ,,daß alles Herrliche ebenso schwierig wie
selten ist.'*

Die Erfindung der Buchdruckerkunst bei
Moscherosch.
Der 6. Abschnitt des 2. Bandes der „Gesichte Philanders
von Sittewald" behandelt das Soldatenlehen im dreißigjährigen
KriegeJ) Moscherosch erzählt darin seine eigenen Erfahrungen
und Erlebnisse mit solcher Lebendigkeit, daß uns heute noch
beim Lesen „Hertz vnd Augen übergehen ausz Erbärmde".
ln diese wilden Kriegsscenen ist eine phantastische Gerichts-
verhandlung über die Erfindung der Buchdrucker-
kunst eingeflochten. Wissenschaftliche Bedeutung hat dieser
Excurs nicht, er verdient aber nähere Beachtung, weil auch
hier das Buch Moscheroschs seine eminente kulturgeschicht-
liche Bedeutung beibehält und uns die Ansichten über den
Ursprung der Typographie erkennen läßt, welche in der Mitte
des 17. Jahrhunderts in den gelehrten Kreisen des Elsasses all-
gemein verbreitet waren. Gelingt es uns bei dieser Unter-
suchung nachzuweisen, aus welcher Quelle der Stoff zu die-
sem Kapitel geschöpft ist, so ist zugleich ein kleiner Beitrag
zu dem Commentar dieses schwierigen Schriftstellers geliefert,
dessen Hauptwerk einer vollständigen, kritischen Ausgabe noch
harrt.
Die Veranlassung von der Buchdruckerkunst zu sprechen
bietet Moscherosch eine Gerichtsverhandlung vor den „Hel-
den-Räthen" auf Burg Geroldseck^) gegen Berthold Schwartz,
den „Erfinder des Büchsen-Pulvers vnnd Geschützes". In der
Begründung ihres Urteiles erklären die Richter, es sei leider,
Gott erbarm es, der Mißbrauch des Schießpulvers weit größer
als der Gebrauch selbst, aber es sei billig, „daß sich alle Men-
schen hieran, als an einem jhrem Nachsinnen viel zu tieff
gelegten Abgrund, nicht ärgern. Bevorab weil der Allmäch-
tige eben vmb selbige Zeit, nemblich im Jahr 1440 die aller-
edleste Kunst der Buchdruckerey auch im Teutsch-Landen,
vnnd benantlichen in Straszburg, durch Hansz Mentelin, dem
gantzen Mänschlichen Geschlecht zur Gegenbezeugung seines
1) Wir eitleren nach der von Moscherosch selbst besorgten Ausgabe in 2
Bänden, Straßburg 1650.
2) lieber den Ort, wo diese Scenen spielen, vgl. H. Schlosser, Moscherosch
und die Burg Geroldseck (Bull, de la Soc. p. la cons. d. mon. d'Alsace II. F.
Bd. 16. S. 10 g.).
 
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