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Sondheim, Moriz
Gesammelte Schriften: Buchkunde, Bibliographie, Literatur, Kunst u.a. — Frankfurt a.M., 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.34388#0412

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380 —

nene Drucke, von denen sieben ausgestellt sind. Achtzehn
Jahre später kommt ein zweiter Drucker aus Straßburg, Chri-
stian Egenolff, der sich dauernd als Drucker-Verleger nieder-
läßt und auch die Schriftgießerei hier einführt. Egenolff hatte
Sinn für Schönheit der Typen und Harmonie des Satzes und
teilte die Vorliebe seiner Zeitgenossen für Holzschnittbilder.
Sein Hauskünstler ist Hans Sebald Beham, der Nürnberger
Kleinmeister, der bis zu seinem Tode für ihn gearbeitet hat,
feine kupferstichähnliche Holzschnitte, die die große Tradi-
tion Dürers fortsetzen und an Holbein anknüpfen. Außerdem
hat Egenolff aus dem Nachlasse des augsburger Druckers Stei-
ner, mit dem er verschwägert war, große Vorräte von Holz-
stöcken von Burgkmair, Schäufelein, Weiditz und anderen
guten Künstlern erworben, die von ihm und seinen Erben immer
wieder bis zur völligen Abnützung verwendet wurden und seine
Drucke zu schönen Bilderbüchern machen. Schriftgießerei,
Buchdruck und Buchillustration hat Egenolff gleich mit dem
ersten Wurf zur Höhe gebracht und, wenn Frankfurt beinahe
zwei Jahrhunderte lang Deutschlands bedeutendster Verlagsort
gewesen ist, so hat er den Anfang dazu gemacht. Um übrigens
der Wahrheit die Ehre zu geben, muß bemerkt werden, daß
Frankfurt zu dieser ruhmreichen Entwicklung nur den Schau-
platz und die Möglichkeit der Tätigkeit geliefert hat. Die
Drucker und Künstler, die unsere Stadt groß gemacht haben,
sind alle von Auswärts gekommen, kein Frankfurter unter
ihnen, ein Vorgang, der sich überall wiederholt, wo eine reiche
Handelsstadt Künstler und Handwerker anzieht und durch sie
als Kunststadt berühmt wird.
Nach Egenolff kommen zahlreiche andere Drucker, unter
denen Cyriacus Jacob, Peter Braubach, Herman Gülfferich die
ersten sind. Im Jahre 1559 erscheint Sigmund Feyerabend.
Egenolff war ein Gelehrter mit humanistischer Bildung, Feyer-
abend und die großen Verleger nach ihm sind Künstler und sie
alle legen bei der Ausstattung des Buches das Hauptgewicht
auf den Bilderschmuck. Feyerabend, Sohn eines Heidelberger
Malers, selbst Zeichner und Formschneider, hat in Augsburg
und Venedig als Künstler gearbeitet und kam auch als Künstler
nach Frankfurt. Hier entdeckte er sein Genie als Verleger und
wurde ein weitblickender, kühner Kaufmann. Herrisch, gewalt-
tätig und rücksichtslos hat er eine ungeheure Tätigkeit ent-
wickelt. Wie ein König beherrscht er, so lange er lebt, das
frankfurter Bücherwesen, fast alle frankfurter Drucker arbeiten
für ihn. Er veröffentlicht zahlreiche lateinische theologische
und juristische Folianten für die internationale Gelehrtenwelt,
und für die breite Menge der deutsch lesenden Länder
deutsche Bücher, die er verschwenderisch mit Holzschnitten
schmückt. Die Holzschnitte läßt er zum größten Teil in Nürn-
berg durch Virgil Solis und, als dieser stirbt, durch Jost Am-
 
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