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Sondheim, Moriz
Gesammelte Schriften: Buchkunde, Bibliographie, Literatur, Kunst u.a. — Frankfurt a.M., 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.34388#0297

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268 -

ling zu Peter Isselburg, der damals in Nürnberg arbeitete. *)
Es ist anzunehmen, daß Sandrart nach damaliger Sitte drei
Jahre lang bei Peter Isselburg als Lehrling verblieb, und in
diese Zeit fällt der größte Theil der Zeichnungen, welche in
unserem Skizzenbuch enthalten sind. Die meisten Blätter sind
datiert; das früheste Datum steht auf dem 5. Blatt, welches
vom 15. September 1621 stammt, und es ist wahrscheinlich,
daß Sandrart das Skizzenbuch Ende August oder in den ersten
Tagen des September jenes Jahres angelegt hatte. Wir finden
darin Copien von Kupferstichen nach Martin Zasinger, Dürer,
H. S. Beham, Heinrich Goltzius und Matthias Merian von
solcher Feinheit in Ton und Strichführung, daß wir gern dem
Bericht Glauben schenken, daß „der kunstreiche Theodorus
de Brie und Matthäus Merian, auch andere vornehme Kunst-
verständige, solche seine Hand-Risse für Originalien und ge-
druckte Kupfer- oder Holz-Figuren beurtheilet haben;"2) außer-
dem Skizzen nach plastischen Arbeiten und nach der Natur,
Akt- und Modellstudien. Zwischen dem 18. Mai und dem 19.
Juli 1622 entstand Blatt 49, eine reizende Röthelzeichnung,
das Brustbild Petrus Isselburg junior, vermuthlich den
Sohn des Meisters darstellend. Das letzte Blatt, welches Sand-
rart in Nürnberg gezeichnet, dürfte die kleine Copie nach
Beham auf Blatt 56 sein, die in der zweiten Hälfte des Jahres
1622 entstanden sein wird. Seine Lehrzeit bei Isselburg wird
damals zu Ende gegangen sein, und er wanderte von Nürn-
berg nach Prag zu Aegidius Sadeler, um noch tiefer in die
Kunst des Kupferstichs einzudringen. Er fand aber in dem ge-
feierten Künstler einen alten, gebrochenen Mann: „Er con-
sumirte sich", erzählt Sandrart von ihm, „theils aus Mangel
der Gelegenheit, theils Alters halben nach und nach, maßen
ich ihn Anno 1622 gesehen, als ich noch ein junger Mensch
expresse seiner Wissenschaft halber von Nürnberg zu ihme
nach Prag verreist, auch demselben vorgelegt, was ich da-
malen in der Zeichenkunst und anderm gewust, mich auch,
um weil ich bey demselben zu verbleiben gesinnet gewesen
für einen Lehrjungen angebotten."^) Es kann keinem Zweifel
unterliegen, daß Sandrart damals unser Skizzenbuch dem alten
Sadeler vorgelegt hat, und daß dieses Skizzenbuch es war,
welches Sadeler veranlaßte, dem jungen Künstler zu raten,
dem Kupferstich zu entsagen, um sich der Malerei zu widmen,
in welcher er ihm großen Erfolg versprach: „Nach viel er-
zeigter aufrichtigen Freundlichkeit und gleichsam vätterlicher

i) „ . . Daher ich mich, im Anfang meiner Lehr-Jahre, bey ihm, [Peter Issel-
burg] als dem zu seiner Zeit berühmthisten teutschen Künstler Anno 1620 auf-
gehalten . ." (Sandrart, Teutsche Academie. II. 1679. S. 557.)
-) Lebens-Lauf des Herrn J. v. Sandrart, Anhang zur Teutschen Academie
1679. S. 5.
3) Ebenda. S. 556.
 
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