Philipp Veit.
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Kräfte in ihm wirksam machte. Das Alte
und Anerkannte wünschte er zu ehren und
wollte ihm anhangen, aber wie Vergil
Homer, wie Goethe und Schiller Shakespeare.
„Wie arm hat sich," rief er aus, „unsere
Zeit das Ingenium der Menschen gedacht,
da sie sich ein Ideal machen wollte für alle
Zeiten! Wo ist ein Kunstwerk dieser Art,
das wahre Innigkeit und tiefes heiliges
Leben atmet? das echte Ideal aller Zeiten."
Daß es diesen Feuergeist mit seinem Selbst-
bewußtsein unter die Massen drängte, daß
er für die Kunst wieder den Anteil am
öffentlichen Leben beanfpruchte, den sie in
der Renaissance hatte, bedarf es dafür eines
vermocht, einen Saal seines Hauses für
einen Versuch im großen zur Erneuerung
der Freskotechnik zur Verfügung zu stellen.
Am päpstlichen Hofe waren die jungen
Deutschen nicht beachtet worden. Nur
Thorwaldsen und Canova erfreuten sich
der Wertschätzung der Prälaten. Diesen
preußischen Juden zuerst jammerte das
Brachliegen so ausgezeichneter Kräfte. Be-
reitwillig stimmte er Cornelius' Vorschlag
zu. Die Freskotechnik zwang zu rascher
Vorwärtsarbeit, ließ Fehler nicht leicht im
verborgenen und lenkte voraussichtlich eher
als eine andere Technik die allgemeine Auf-
merksamkeit der Kunstfreunde auf sich. Des-
Abb. 28. Karton-Entwurf zu den Dantefresken. Frankfurt, Städelsches Institut.
Beleges? Seine nazarenischen Freunde
wären ohne ihn schwerlich zur Geltung ge-
langt; alle Gelegenheiten zu gemeinsamer
Arbeit an bedeutenden Aufgaben verdanken
sie ihm.
So wurde Cornelius dem römischen
Kreise gleich unentbehrlich wie Overbeck.
Zwar scheint dieser durch sein empfindlicheres
Innenleben und seinen Farbensinn tiefer im
Flusse der gesamten Kunstentwickelung zu
stehen; aber daran, daß die junge Schule
sofort Fuß faßte, und daß sie durch ver-
fehlte Kunstanschauungen nicht vor der
Zeit verwirrt wurde, trägt Cornelius das
Verdienst.
Gerade damals, als Philipp Veit in
Rom eintraf, hatte Cornelius den neuen
preußischen Generalkonsul Bartholdy dazu
halb schien sie am geeignetsten, den jungen
Männern behilflich zu sein zur Nützung
ihrer Fähigkeiten, aber zugleich auch zur
Erkenntnis der Grenzen ihrer Gaben. Die
Nazarenische Schule stand unmittelbar vor
ihrer kunstgeschichtlich bedeutendsten That.
Cornelius bestimmte zur Mitarbeit außer
Overbeck die zwei zuletzt beigetretenen Ge-
nossen: Philipp Veit und Wilhelm Schadow.
Es Waren die künstlerisch entwickeltsten
Kräfte, über die er gebieten konnte. Schadow,
gleich Veit ein Berliner, hatte nicht dessen
Feingefühl als Maler, wohl aber ein kräf-
tiges Gefallen an der Farbe; auch legte er
auf das Technische der Kunst in einem
Maße Wert, wie keiner der anderen. Da-
durch hat er später sogar einen stärkeren
Einfluß auf den Fortschritt der deutschen
Spahn, Veit.
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Kräfte in ihm wirksam machte. Das Alte
und Anerkannte wünschte er zu ehren und
wollte ihm anhangen, aber wie Vergil
Homer, wie Goethe und Schiller Shakespeare.
„Wie arm hat sich," rief er aus, „unsere
Zeit das Ingenium der Menschen gedacht,
da sie sich ein Ideal machen wollte für alle
Zeiten! Wo ist ein Kunstwerk dieser Art,
das wahre Innigkeit und tiefes heiliges
Leben atmet? das echte Ideal aller Zeiten."
Daß es diesen Feuergeist mit seinem Selbst-
bewußtsein unter die Massen drängte, daß
er für die Kunst wieder den Anteil am
öffentlichen Leben beanfpruchte, den sie in
der Renaissance hatte, bedarf es dafür eines
vermocht, einen Saal seines Hauses für
einen Versuch im großen zur Erneuerung
der Freskotechnik zur Verfügung zu stellen.
Am päpstlichen Hofe waren die jungen
Deutschen nicht beachtet worden. Nur
Thorwaldsen und Canova erfreuten sich
der Wertschätzung der Prälaten. Diesen
preußischen Juden zuerst jammerte das
Brachliegen so ausgezeichneter Kräfte. Be-
reitwillig stimmte er Cornelius' Vorschlag
zu. Die Freskotechnik zwang zu rascher
Vorwärtsarbeit, ließ Fehler nicht leicht im
verborgenen und lenkte voraussichtlich eher
als eine andere Technik die allgemeine Auf-
merksamkeit der Kunstfreunde auf sich. Des-
Abb. 28. Karton-Entwurf zu den Dantefresken. Frankfurt, Städelsches Institut.
Beleges? Seine nazarenischen Freunde
wären ohne ihn schwerlich zur Geltung ge-
langt; alle Gelegenheiten zu gemeinsamer
Arbeit an bedeutenden Aufgaben verdanken
sie ihm.
So wurde Cornelius dem römischen
Kreise gleich unentbehrlich wie Overbeck.
Zwar scheint dieser durch sein empfindlicheres
Innenleben und seinen Farbensinn tiefer im
Flusse der gesamten Kunstentwickelung zu
stehen; aber daran, daß die junge Schule
sofort Fuß faßte, und daß sie durch ver-
fehlte Kunstanschauungen nicht vor der
Zeit verwirrt wurde, trägt Cornelius das
Verdienst.
Gerade damals, als Philipp Veit in
Rom eintraf, hatte Cornelius den neuen
preußischen Generalkonsul Bartholdy dazu
halb schien sie am geeignetsten, den jungen
Männern behilflich zu sein zur Nützung
ihrer Fähigkeiten, aber zugleich auch zur
Erkenntnis der Grenzen ihrer Gaben. Die
Nazarenische Schule stand unmittelbar vor
ihrer kunstgeschichtlich bedeutendsten That.
Cornelius bestimmte zur Mitarbeit außer
Overbeck die zwei zuletzt beigetretenen Ge-
nossen: Philipp Veit und Wilhelm Schadow.
Es Waren die künstlerisch entwickeltsten
Kräfte, über die er gebieten konnte. Schadow,
gleich Veit ein Berliner, hatte nicht dessen
Feingefühl als Maler, wohl aber ein kräf-
tiges Gefallen an der Farbe; auch legte er
auf das Technische der Kunst in einem
Maße Wert, wie keiner der anderen. Da-
durch hat er später sogar einen stärkeren
Einfluß auf den Fortschritt der deutschen
Spahn, Veit.
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