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Sponagel, Ludwig
Konrad Celtis und das deutsche Nationalbewußtsein — Bühl-Baden: Konkordia A.-G., 1939

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https://doi.org/10.11588/diglit.53629#0090
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auf (so z. B. der Werke der Roswitha und des LigurinuS) und in ihnen
werden, dank der Anregung und Zielsetzung durch Celtis, die Blicke und
die Arbeitskraft der Sodalen stärker als in jedem früheren Zeitabschnitt
auf die nationale Vergangenheit und die heimatkundliche Erforschung
Deutschlands gelenkt. Davon wird noch ausführlicher zu sprechen sein.
Die bedeutendsten dieser gelehrten Gesellschaften und wohl die einzigen,
die von Celtis ins Leben gerufen wurden, sind die Loclalitas lilteraria
Rchsnirnu (nach ihrem Begründer auch Oeltioa genannt) und die 8oUa1i-
tas littsraria Danudiana, mit dem Mittelpunkt in Wiener. Sie um-
faßte neben den deutschen, die allerdings weit überwogen, auch Mitglieder
ungarischer, tschechischer und italienischer Rationalität, die sich am Hofe
Maximilians zusammengefunden hatten. In ihr erscheint die nationale
Richtung der Gesellschaften nicht so deutlich wie in der rheinischen So-
dalikät. Später entstanden durch das rasche Anwachsen der Mitgliederzahl
in bedeutenden Städten eigenständige Gesellschaften, so in Ingolstadt die
Loäalitas litterario HmAilostarlensck mit Aventin als Leiter, in Augs-
burg die 8oäalita8 Utteraria HmArmtuna (ihr Haupt Peutinger), die
8oclalita8 littsiario Naiorkoviuiio oder Naroornannicra in Olmüh, die
8oäaIitL8 littsraria UineiaiiL in Linz. Auch die erwachsenen Schüler
des Poetenkollegiums in Wien traten zu einer besonderen Sodalität zu-
sammen: die nach Celtis Tod (1308) zerfallene Donaugesellschaft erlebte als
8oäaIitL8 (üollimitiana (unter G. Thannstetter aus Rain, d. h. Lol-
liinitius) noch einmal eine kurze Auferstehung.
Für den Zeitpunkt der Gründung, für den Kreis der Mitglieder und
für die sicher vorhanden gewesenen Satzungen entbehren wir meist ge-
sicherte Unterlagen?"" und sind auf Rückschlüsse aus dem dichterischen Werk
des Celtis und auf seinen Briefwechsel angewiesen. Das erklärt auch die
Unsicherheit in der Festlegung des Gründungsjahres der ältesten, der
rheinischen Sodalität?"". G. Bauch hat 1495 als Gründungsjahr wahr-
scheinlich gemacht?"?. Er glaubte- als Gründungstag den 7. November 1495
?"' W. Saliger: Die gelehrte Donaugesellschaft und die Anfänge des
Humanismus in Ostreich. Progr. des dt. Gymnasiums in Olmüh, 1876.
?"" Gregor Nitsch spricht in einem Brief an Celtis vom 8. September 1505
(Briefwechsel Nr. 298) von einer „lex soclalitatis" der Olmützer Gesellschaft.
Dalberg hat den rheinischen Sodalen Satzungen gegeben. Bauch, Recept.
d. Hum. in Wien, S. 70.
Die Forderung der Dreisprachigkeit als Aufnahmebedingung begegnet bei
Fr. Bonomus (Briefwechsel Nr. 162): ,,... cuiir scivris äocrvtuiv «88v apucl
iros, ut Iittsia8 6ra6on8 citra omnsrn ivoram no8oa8". Schon die Kenntnis
des Griechischen dürfte aber nicht allzu verbreitet gewesen sein. Mit dem
Hebräischen stand es noch schlechter. Vgl. oben, S. 57.
?°" Aschbach, die frühen Wanderjahre des Konrad Celtes, und Matz, a. a. O.,
sehen die Gründung am 1. Februar 1491 in Mainz an. Morneweg dagegen (Ioh. v.
Dalberg, S. 174) verlegt sie in die ersten Monate des Jahres 1493 nach Regensburg.
?°? Bauch, Recept. d. H. in Wien, S. 70. Die Anfänge des Hum. in
Ingolstadt, S. 33.
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