Würdigung-"-. In diesen Worten offenbart sich eine rege Anteilnahme auch
an den politischen Fragen der Gegenwart, verbunden mit der überschwäng-
lichen Hoffnung auf eine schönere, bessere Zeit, die der Kaiser heraufführen
wird. Mit ihm soll, in echt humanistischer Übertreibung, das goldene Zeit-
alter anbrechen. Aber dennoch bleibt ein Wissen des Dichters um die
Reformpläne des Kaisers. Er sucht sie mit seinen aufrufenden Versen zu
unterstützen und geißelt den Widerstand, den die Fürsten diesen Absichten
entgegensetzen. Cellis hat eine bestimmte Anschauung von den politischen
Notwendigkeiten der Zeit. Neben dem staatlichen Denken steht das völ-
kische,- die Verschiedenheit deutschen Wesens zu slawischem und romanischem
ist bei ihm aufs stärkste empfunden und ausgesprochen. Die historischen
Studien dienen dazu, die deutsche Art durch die Erhellung der germanischen
Verhältnisse und die Erforschung der glanzvollen Geschichte des Mittel-
alters noch stärker herauszuarbeiten und den Anspruch der Deutschen, das
erste Volk Europas zu sein, auch für seine Zeit aufrechtzuerhalten und zu
begründen.
Konrad Celtis und die Sodalitäten.
Mit dem Namen unseres Humanisten aufs engste verbunden ist die
Entstehung der „Sodalitäten", die in Form geselliger Vereinigungen gleich-
gesinnter und gleichstrebender Humanisten in verschiedenen Städten Deutsch-
lands entstanden. Celtis hat als ihr Gründer und geistiger Mittelpunkt zu
gelten. Ihr Mitgliederkreis bleibt nicht auf einen Ort beschränkt, sondern
erstreckt sich über eine ganze Landschaft. So umfaßt die rheinische Gesell-
schaft mit dem Sitz in Heidelberg auch Genossen in Worms, Speyer, Mainz
und anderen benachbarten Städten?"".
In diesen Gesellschaften war ein Großteil der geistig schöpferischen
Kräfte Deutschlands vereinigt. Das erhellen Namen wie Celtis, Wimpfe-
ling, Peutinger, Pirckheimer, Luspinian. Wenn wir uns den Zusammen-
schluß auch nicht allzu fest vorstellen dürfen, ist dennoch die Bedeutung die-
ser Vereinigungen nicht gering einzuschähen. Sie vermitteln eine innige
geistige Befruchtung und Anregung ihrer Mitglieder untereinander, sie
treten als gemeinschaftliche Herausgeber wissenschaftlicher Neuentdeckungen
Ilio iura nobis optima protcret,
LsAos rctormans, ot vctcrum bonos
dtorcs rscluect cum ssvero ct
Omnia paciticubit oro.
Lruvis saceräotum obvist artibns,
Ilt sacra sanctis moribus inäust,
Komamcxuo pnrgabit, votustnm
8nscnia änm rcclicnt in aurum fOd., III, 25).
M. Matz: Konrad Celtis und die rheinische Gelehrtengesellschaft,
Ludwigshafen 1903. Er gibt eine ausführliche Mitgliederliste, zieht die Grenzen
wohl aber etwas zu weit. /
83
an den politischen Fragen der Gegenwart, verbunden mit der überschwäng-
lichen Hoffnung auf eine schönere, bessere Zeit, die der Kaiser heraufführen
wird. Mit ihm soll, in echt humanistischer Übertreibung, das goldene Zeit-
alter anbrechen. Aber dennoch bleibt ein Wissen des Dichters um die
Reformpläne des Kaisers. Er sucht sie mit seinen aufrufenden Versen zu
unterstützen und geißelt den Widerstand, den die Fürsten diesen Absichten
entgegensetzen. Cellis hat eine bestimmte Anschauung von den politischen
Notwendigkeiten der Zeit. Neben dem staatlichen Denken steht das völ-
kische,- die Verschiedenheit deutschen Wesens zu slawischem und romanischem
ist bei ihm aufs stärkste empfunden und ausgesprochen. Die historischen
Studien dienen dazu, die deutsche Art durch die Erhellung der germanischen
Verhältnisse und die Erforschung der glanzvollen Geschichte des Mittel-
alters noch stärker herauszuarbeiten und den Anspruch der Deutschen, das
erste Volk Europas zu sein, auch für seine Zeit aufrechtzuerhalten und zu
begründen.
Konrad Celtis und die Sodalitäten.
Mit dem Namen unseres Humanisten aufs engste verbunden ist die
Entstehung der „Sodalitäten", die in Form geselliger Vereinigungen gleich-
gesinnter und gleichstrebender Humanisten in verschiedenen Städten Deutsch-
lands entstanden. Celtis hat als ihr Gründer und geistiger Mittelpunkt zu
gelten. Ihr Mitgliederkreis bleibt nicht auf einen Ort beschränkt, sondern
erstreckt sich über eine ganze Landschaft. So umfaßt die rheinische Gesell-
schaft mit dem Sitz in Heidelberg auch Genossen in Worms, Speyer, Mainz
und anderen benachbarten Städten?"".
In diesen Gesellschaften war ein Großteil der geistig schöpferischen
Kräfte Deutschlands vereinigt. Das erhellen Namen wie Celtis, Wimpfe-
ling, Peutinger, Pirckheimer, Luspinian. Wenn wir uns den Zusammen-
schluß auch nicht allzu fest vorstellen dürfen, ist dennoch die Bedeutung die-
ser Vereinigungen nicht gering einzuschähen. Sie vermitteln eine innige
geistige Befruchtung und Anregung ihrer Mitglieder untereinander, sie
treten als gemeinschaftliche Herausgeber wissenschaftlicher Neuentdeckungen
Ilio iura nobis optima protcret,
LsAos rctormans, ot vctcrum bonos
dtorcs rscluect cum ssvero ct
Omnia paciticubit oro.
Lruvis saceräotum obvist artibns,
Ilt sacra sanctis moribus inäust,
Komamcxuo pnrgabit, votustnm
8nscnia änm rcclicnt in aurum fOd., III, 25).
M. Matz: Konrad Celtis und die rheinische Gelehrtengesellschaft,
Ludwigshafen 1903. Er gibt eine ausführliche Mitgliederliste, zieht die Grenzen
wohl aber etwas zu weit. /
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