Lehrers freudig ausgenommen und welkergetragen hak. Wir dürfen somit
in Celtis ohne Frage einen Mittelpunkt auch der patriotischen Bestre-
bungen sehen, die die bewegte Zeit des Humanismus in Deutschland hervor-
gebracht hat.
Die Entdeckung von Tacitus' Germania
und das germanische Altertum bei Konrad Celtis.
Bon den zahlreichen Entdeckungen antiker Schriftsteller durch den
Humanismus ist wohl keine von so tiefgreifenden Folgen gewesen, wie die
Wiederauffindung des Tacitus. Seine Annalen haben die wichtigsten
Abschnitte der Kämpfe der Römer gegen den gefährlichen Feind im Norden,
über deren örtliche Berhälknisse bei den Frühhumanisten noch keinerlei
Klarheit herrschte*", in ein Helles Licht gerückt. Doch werden sie an
Bedeutung noch weit übertroffen durch die Germania.
Immer und immer wieder haben die deutschen Humanisten der Klage
über das Fehlen eines Schriftstellers, der das Leben und die ruhmvollen
Taten der germanischen Borfahren schilderte, Ausdruck gegeben. In
Tacitus' Germania hatte man nun den Bericht eines Zeitgenossen, wenn
auch aus fremdem Bolkstum, der freimütig, offen und wahrheitsgetreu
auf die germanischen Berhältnisse einging, dessen Glaubwürdigkeit durch
eigenes Sehen und Miterleben des Dargestellten unterstrichen schien*",
den man gerade deswegen, weil er den klassischen Schriftstellern, deren
Ansehen über allen Zweifel erhaben war, angehörte, für besonders wert-
voll halten mußte"".
Im folgenden soll nun, nach einer kurzen Übersicht über Auffindung
und Verbreitung der Germania, ihre Wirkung auf Konrad Celtis, wie sie
*" Die Varusschlacht verlegte man lange Zeit nach Augsburg, so noch
Meiskerlin in der Chronographia Augustensium von 1436.
*° Hutten sagt im Dialog „Arminius" über Tacitus: „biam cancliciirs iin-
priinls kuit et qno nsino sincariiis scripserit bmloriaiii minu8gu6 akkscti-
bus tribnsrit. LKiam autsiir Oermsniain viclsrat st Abntis eins inorss
ct68erip86rit se reruin ibi xs8tarum kuit pergnain 8tuclio8ri8."
Die wissenschaftliche Forschung konnte allerdings einen Aufenthalt des
Tacitus in Deutschland nicht erweisen.
Diese Ansicht wurde allerdings nicht von allen Humanisten geteilt. Bebel
und Pirckheimer z. B. glaubten, daß die klassischen Autoren oft die Siege der
Germanen verdunkelt und die eigenen Niederlagen verschwiegen hätten. Auch
/Celtis vertrat in einer Disputation in Linz mit dem Gesandten des Papstes
Alexander VI. die Ansicht, daß man heimischen Schriftstellern mehr glauben
müsse, als fremden. (Aventins Werke, Vl, S. 111.)
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in Celtis ohne Frage einen Mittelpunkt auch der patriotischen Bestre-
bungen sehen, die die bewegte Zeit des Humanismus in Deutschland hervor-
gebracht hat.
Die Entdeckung von Tacitus' Germania
und das germanische Altertum bei Konrad Celtis.
Bon den zahlreichen Entdeckungen antiker Schriftsteller durch den
Humanismus ist wohl keine von so tiefgreifenden Folgen gewesen, wie die
Wiederauffindung des Tacitus. Seine Annalen haben die wichtigsten
Abschnitte der Kämpfe der Römer gegen den gefährlichen Feind im Norden,
über deren örtliche Berhälknisse bei den Frühhumanisten noch keinerlei
Klarheit herrschte*", in ein Helles Licht gerückt. Doch werden sie an
Bedeutung noch weit übertroffen durch die Germania.
Immer und immer wieder haben die deutschen Humanisten der Klage
über das Fehlen eines Schriftstellers, der das Leben und die ruhmvollen
Taten der germanischen Borfahren schilderte, Ausdruck gegeben. In
Tacitus' Germania hatte man nun den Bericht eines Zeitgenossen, wenn
auch aus fremdem Bolkstum, der freimütig, offen und wahrheitsgetreu
auf die germanischen Berhältnisse einging, dessen Glaubwürdigkeit durch
eigenes Sehen und Miterleben des Dargestellten unterstrichen schien*",
den man gerade deswegen, weil er den klassischen Schriftstellern, deren
Ansehen über allen Zweifel erhaben war, angehörte, für besonders wert-
voll halten mußte"".
Im folgenden soll nun, nach einer kurzen Übersicht über Auffindung
und Verbreitung der Germania, ihre Wirkung auf Konrad Celtis, wie sie
*" Die Varusschlacht verlegte man lange Zeit nach Augsburg, so noch
Meiskerlin in der Chronographia Augustensium von 1436.
*° Hutten sagt im Dialog „Arminius" über Tacitus: „biam cancliciirs iin-
priinls kuit et qno nsino sincariiis scripserit bmloriaiii minu8gu6 akkscti-
bus tribnsrit. LKiam autsiir Oermsniain viclsrat st Abntis eins inorss
ct68erip86rit se reruin ibi xs8tarum kuit pergnain 8tuclio8ri8."
Die wissenschaftliche Forschung konnte allerdings einen Aufenthalt des
Tacitus in Deutschland nicht erweisen.
Diese Ansicht wurde allerdings nicht von allen Humanisten geteilt. Bebel
und Pirckheimer z. B. glaubten, daß die klassischen Autoren oft die Siege der
Germanen verdunkelt und die eigenen Niederlagen verschwiegen hätten. Auch
/Celtis vertrat in einer Disputation in Linz mit dem Gesandten des Papstes
Alexander VI. die Ansicht, daß man heimischen Schriftstellern mehr glauben
müsse, als fremden. (Aventins Werke, Vl, S. 111.)
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