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Kämpfen. Seine Ablehnung ist vielmehr zurückzuführen auf ein starkes
Volks- und Rassebewußtsein, das in den Juden die „transinarina Zeus",
die „lass Komlnuin" sieht, die sich in Deutschland eingenistet hat. Dem
steht das-stolze Bewußtsein des Dichters gegenüber, dem deutschen Volke
anzugehören, das sich seine kräftige Art und die Reinheit seiner Rasse von
ältesten Zeiten bis heute erhalten hat, von dem er in der Osrinanin
K'kirsi-alck eine so stolze Schilderung gegeben hatte. Dieses Empfinden für
die völkische Eigenart, für die Gemeinschaft des eigenen Volkes, das als
blutliche Einheit gefaßt wird, steht wiederum in enger Verbindung mit
der Entdeckung der Germania des Tacitus, der die Rassereinheit der
Germanen ausdrücklich betont hatte. Für eine „traii8mamiia Zkn8"
konnte dabei in Deutschland kein Raum sein.
Mit diesem betonten Rassebewußtsein vereinigt Leltis die Argumente,
die das Volk gegen die Juden vorbringt. Gegen die Anklage der Brunnen-
vergiftung ist er mißtrauisch (—cansakmirtmi-—), dagegen macht er sich
die Anschuldigungen des Ritualmordes und der Hostienschändung zu eigen.
Wieweit diese berechtigt waren, ist hier nicht zu untersuchen: wichtig ist,
daß sie, als Zeugnis für die Ablehnung des Juden, zu jener Zeit im ganzen
Volke verbreitet waren und allgemein Glauben fanden, -so daß auch der
Gelehrte sie übernahm, der dadurch zeigt, daß er in enger Verbindung
mit dem Wollen und Fühlen des Volkes geblieben ist. Der gleiche Ton
der volkstümlichen Opposition ist auch aus den Anklagen gegen Rom und
den Beschwerden über die Auspressung des Volkes durch die Kirche und
die geistlichen Fürsten herauszulesen.

Die deutsche Landschaft in den Werken Konrad Cellis'.
Wir haben gesehen, wie der deutsche Humanist Konrad Celtis, angeregt
durch Tacitus' Germania, das Wesensbild des deutschen Menschen dem
fremden gegenüberstellte, wie seine religiösen Anschauungen in den Grund-
zügen den von Tacitus über die Germanen berichteten entsprachen, wie
sein Rassebewuhtsein zur Ablehnung des Judentums führte. Dieses deutsche
Fühlen fordert auch Beschäftigung mit dem deutschen Raum und den
Menschen, die ihn bewohnen. Es ist ein altes Übel der Deutschen, so sieht
Celtis klar, den Blick in die Fremde zu lenken, das dort Geschaute über
Gebühr zu loben und die eigene Heimat, die man zum Greifen nahe hat,
deshalb nicht zu beachten. Diesem Bestreben tritt Celtis entgegen, an
erster Stelle steht bei ihm die Erforschung und liebevolle Beschreibung der
Heimat: „Es gibt Leute, die sich rühmen, Frankreich, Spanien, Polen und
Ungarn und sogar überseeische Länder bereist und gesehen zu haben. Ich

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