Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
dem Felde schlagen. Hier ist er ganz der humanistische Gelehrte, der sich
zugleich auf seine Kenntnis des Griechischen etwas zugute tut und äußerst
stolz darauf ist, in seine Heimat das Griechische, das dort eine so große
Tradition haben soll, wieder einzuführen.
Gleichwohl konnten wir auf große Strecken eine Übereinstimmung
von Celtis' Anschauungen über das Germanentum mit den Bachrichten
des Tacitus feststellen. Mit der Germania war eine Fülle von kultur-
historischen Problemen aufgeworfen, man hatte Einblick gewonnen in die
wirtschaftlichen, religiösen, sozialen, familiären Lebensverhältnisse des ger-
manischen Altertums und hatte einigen Grund, stolz zu sein auf seins
Borfahren, die ein antiker Autor in ethischer Beziehung so günstig beur-
teilte, die in ihrer kriegerischen Kraft das Imperium erobert hatten. Wir
haben gesehen, daß Celtis immer wieder die Eigenschaften, die er bei den
Germanen gefunden hatte, seinen Zeitgenossen als Borbild hinstellt. Die
Einfachheit, Geradheit und Schlichtheit der alten Zustände läßt er bis-
weilen grell abstechen von den Schäden seines Jahrhunderts. Um sie aber
der alten Zeit gegenüberstellen zu können, müssen sie selbst erst erforscht
und dargestellt werden. Überall drängt sich ihm beim Studium der Ger-
mania die Frage auf: Finden sich die gleichen Zustände noch in Deutsch-
land, haben sie sich verbessert, verschlechtert, worauf sind diese Änderungen
zurückzuführen? Wohnt der alte Geist und die Haltung früherer Zeiten
noch in den Deutschen, sind sie ihrer Borfahren würdig? Diese Fragen
müssen nakurnokwendig zu einer eingehenden Beschäftigung mit den deut-
schen Berhälknissen der Gegenwart führen, die Lebensart der Bewohner,
ihr Aussehen, ihre Tätigkeit müssen beobachtet und geschildert werden,
die Natur des Landes als Grundlage für alle menschliche Tätigkeit er-
fordert Aufmerksamkeit. So hat die Germania auch äußerst fördernd und
stärkend auf diese Forschungsrichtung der deutschen Humanisten eingewirkt.
Der letzte Grund freilich liegt in der vaterländischen Gesinnung und der
Heimatliebe dieser Männer.
Schließlich wird durch die Germania auch der Gegensatz zwischen
deutschem und römischem Wesen historisch unterbaut durch die Schilderung
der Kämpfe zwischen beiden Völkern und durch die Vergleiche, die Tacitus
zwischen ihnen angestellt hatte.

Der volksmäßige und literarische Gegensatz zum Süden.
Brachte die Germania in Deutschland einen gewaltigen Aufschwung
nationaler Begeisterung, eine Verherrlichung der germanischen Vorfahren
und ihrer Taten, so wurde sie in Nom gerade dazu benutzt, das alte
Germanien möglichst schlecht zu zeichnen. Besonders Enea Silvio Piccolo-

34
 
Annotationen