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die Kelten zu den ältesten Kulturträgern gemacht. Celtis sieht nun aber
gerade in den Griechen die Kulturbringer, und seine Druiden sind, das
zeigt auch schon die Etymologie des Namens, Griechen und keine Kelten.
Es wäre dann auch nicht recht verständlich, warum Celtis überall in
Deutschland nach Spuren griechischen Lebens und griechischer Sprache
suchte Zn der genealogischen Einreihung Maximilians und der Herrscher-
geschlechter des Mittelalters in einen Stammbaum, der von Tuisco aus-
geht (hierin sah man einen besonderen Beweis für die Abhängigkeit von
Berosus), fehlt, um für Einfluß des Berosus zu sprechen, gerade das Ent-
scheidende, nämlich die Anknüpfung an Noah. Das Bestreben, dem
regierenden Herrscher eine möglichst alte und hohe Abstammung zu geben,
mußte ja nicht von Berosus ausgehen. Die Verbindung der deutschen
Herrscher mit dem alten germanischen Gott verdient gegenüber der Ten-
denz des Berosus ausdrücklich hervorgehoben zu werden. Aber auch schon
eine einfache chronologische Tatsache macht den Einfluß des Berosus un-
möglich. Seit 1493 arbeitete Celtis an der ldjoriinUsi-Aü, die die Druiden-
geschichte ausführlich enthält. 1495 bereits übersandte er sie, nachdem er
vorher die Hs. verloren hatte und sie mühsam aus Bruchstücken wieder
ergänzen Mußte, dem Nürnberger Rat. Diese Ausgabe der ldsoiimUerAa
lag bis jetzt nur handschriftlich vor, und benützt wurde allein die Druck-
ausgabe von 1502. Sie weicht von der Druckausgabe nur ganz unwesent-
lich ab und wurde jetzt von A. Werminghoff in seinem Buch über die
HjorriiidsrAL neben der Ausgabe von 1502 veröffentlicht. Die Druiden-
erzählung lag also 1495 schon fertig vor, der Pseudoberosus aber erschien
erst 1498 in Rom. Es ist also ausgeschlossen, daß Cellis den Berosus
verarbeitet hat.
Um seine griechische Theorie zu stützen, sucht Celtis überall griechische
Altertümer in Deutschland. Er geht sogar soweit, daß er dem fränkischen
Stamm, dem er selbst angehört, griechischen Ursprung zuschreiben will.
Herbipolis (Würzburg) hat den griechischen Namen'Lpistou vroXi?, vor dem
Münster glaubt er die Statuen der Pallas und des Mars zu erkennen, in Sprache
und Kleidung der Franken vermutet er griechische Einflüsse. Die Auf-
findung griechischer Inschriften in Trier (Amores, III, 13, und Oden,
III, 26) und die bekannte Tacitusstelle, e. 3, mögen dazu beigetragen
haben, ihn in seiner Ansicht zu bestärken.
Eine gewisse Zwiespältigkeit freilich zwischen dem stolzen „Oermani
sunt incl iALNLk" und dieser Anknüpfung an das Griechentum läßt sich
nicht verdecken. Zn erster Linie wollte Celtis damit die italienischen Be-
hauptungen über die Unkultur der Deutschen bzw. ihrer Borfahren aus
»» Aventin berichtet in seiner „Bayrischen Chronik", daß Celtis im Verein
mit Trithemius und Zoh. v. Dalberg eine große Zahl von Wörtern gesammelt
habe, die dem Griechischen und Deutschen gemeinsam seien. Vgl. Johannes
Müller, Quellenschriften und Geschichte des deutschsprachlichen Unterrichts,
Gotha 1882, S. 303 f.

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