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Historische Untersuchungen zu den Sklavenfiguren des Plautus und Terenz 643
Ersparnisse jedoch im Handel eingebüßt, sei dann arm nach Rom zurück-
gekehrt, habe sich bei einem Müller für schwere Arbeit verdungen und
daneben drei seiner Stücke geschrieben. Diese Erzählung ist seit langem
Gegenstand heftiger Kontroversen. Insbesondere hat F. Leo1 ihre Glaub-
würdigkeit durch den Vergleich mit anderen biographischen Erfindungen
der antiken Literaturgeschichte in Frage gestellt. Aber selbst wenn man
diesen Einwänden nur mit Vorbehalt folgt, immerhin als gesichert an-
nimmt, daß Plautus der unteren städtischen Gesellschaftsschicht ange-
hörte, keinen einflußreichen patronus hatte und gezwungen war, seinen
Lebensunterhalt durch literarische Arbeit zu verdienen, d. h. Stücke zu
schreiben, die dem Volk gefielen2, erscheint die Basis des Gelliusberichtes
als zu dürftig, um aus den Einzelheiten der Lebensschicksale des Dichters,
insbesondere aus seiner angeblichen Arbeit im pistrinum, sichere Schlüsse
auf seine Stellungnahme zur Sklaverei abzuleiten. Was Terenz betrifft,
so berichtet die vita des Sueton, der aus Cartliago stammende Dichter
habe in Rom als Sklave bei dem Senator Terentius Lucanus gedient, der
ihn wegen seiner geistigen und körperlichen Vorzüge unterrichten ließ,
ihm aber frühzeitig die Freiheit schenkte3. Später sei Terenz zu Ansehen
und Wohlstand gelangt4. Ausführlich berichtet Sueton von dem Verkehr
des Dichters mit gewissen adeligen Gönnern; weiteren Aufschluß hierüber
geben die Prologe (Ad. loff. Heaut. 24)5. Wir verzichten darauf, an die
Lebensschicksale der beiden Dichter vage Vermutungen über ihre Ein-
stellung zur Sklaverei zu knüpfen und halten uns im folgenden an ihre
Werke, die uns allein sicheren Aufschluß in dieser Frage gewähren können.
Auffallend ist, daß sich die Bühnensklaven des Terenz von denen des
Plautus in mancher Hinsicht stark unterscheiden. Dieser Gegensatz wird
deutlich sichtbar, sobald wir nach der Bedeutung der Sklavenrolle bei

1 F. Leo, Plautinische Forschungen, 2. Aufl. Berlin 1912, S. 63ff.
2 Vgl. W. Beare, Plautus and his Public, The Classical Review 42 (1928), S. 106;
P. E. Sonüenburg, T. Maccius Plautus, RE 14,1 (1928), Sp. 99; F. Della Corte,
Da Sarsina a Roma, Genova 1952, S. 26ff.; G. E. Duckworth, a. O. S. 49ff. Ein
wichtiges Zeugnis für die Schaffensweise des Dichters gibt Hör. ep. 2,1, 175f.
3 Suet. vita Ter. 1 (ed. Prete): P. Terentius Afer Carthagine natus seruiit Romae
Terentio Lucano senatori, a quo ob ingenium et fonnam non institutus modo
liberaliter, sed et mature manu missus est. Eingehend handelt über die Terenzvita
F. Arnaldi, Da Plauto a Terenzio II, Napoli 1947, S. 81ff.
4 Vgl. Suet. a.O. 6; zum finanziellen Erfolg des Eunuchus ebda. 3.
5 Vgl. hierzu G. Jachmann, P. Terentius Afer, RE, 2. Reihe 5,1 (1934), Sp. 600f.

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