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644

Peter P. SPranger

beiden Dichtern fragen1. Erscheint der servus callidus bei Plautus oft-
mals als der eigentliche Held des Stückes, wenn er wie ein deus ex machina
in den verw ickelten Gang der Handlung eingreift und als der vielgewandte
architectus doli alle Fäden der Intrige in seiner Hand vereinigt, so tritt
seine Gestalt bei Terenz merklich in den Hintergrund2. Zwar rühmt sich
Syrus (Heaut. 709ff.) in ähnlicher Weise wie ein plautinischer Sklave:
huic equidem consilio palmam do: hic me magnifice ecfero, / qui uim
tantarn in me et potestatem habeam tantae astutiae / uera dicendo ut eos
ambos fallam3; aber schon das uera dicere weicht entschieden ab von der
naiven Freude an der Lüge, die einen Grundzug im Wesen des plautini-
schen ,Pseudolus‘ bildet4. Ganz unplautinisch wirkt vollends die ärmliche
Rolle, die Syrus am Schluß des Stückes spielt, wo er sich von dem senex
mit wenigen Worten abfertigen läßt (97off.): ne te admisce: nemo accusat,
Syre, te: nec tu aram tibi / nec precatorem pararis . . . nil suscenseo / nec
tibi nec tibi; nec uos est aequom quod facio mihi5. Treffend bemerkt
hierzu A. Thierfelder (a.O. S. 335f.): ..Das ist wohl das Schlimmste,
das Ehrenrührigste, was einem Schwindel-Helden des alten plautinischen
Schlages hätte passieren können. Je ärger der betrogene Alte schimpfte
und tobte, dem Übeltäter mit Prügeln bis zum Umsinken oder Kreuzi-
gung drohte, um so mehr Ehre brachte das so einem abgebrühten Bur-
schen. Und jetzt dieses Ende! Und nicht einem armseligen Dummkopfe
von Sklaven begegnete diese moralische Demütigung; das würde ja noch
keinen zentralen Stoß gegen die ganze Rolle bedeuten. Nein, es ist der
vielleicht talentierteste Schwindler der ganzen Neuen Komödie, der sich
so gegen Ende der Produktionsperiode sagen lassen muß, daß man kein
Interesse mehr an ihm nimmt.“

1 Vgl. G. Norwood, The Art of Terence, Oxford 1923, S. 144f.; A. Thiereelder,
Die Motive der griechischen Komödie im Bewußtsein ihrer Dichter, Hermes 71 (1936),
S. 334ff.; C. W. Amerasinghe, The Part of the Slave in Terence'’s Drama, Greece
and Rome 19 (1950), S. 62ff.; G. E. Duckworth, a.O. S. 250f.; H. Haffter,
Terenz und seine künstlerische Eigenart, Mus. Helvet. 10 (1953), S. lff. 73ff. (mit
umfassenden Literaturangaben).
2 Z. B. tritt Geta hinter dem Parasiten Phormio zurück; im Eunuchus entspringt
zwar die Intrige dem Kopf des Sklaven, wird dann aber ganz gegen seinen Willen
durchgeführt.
3 Vgl. auch Andr. 350.
4 Vgl. E. Schild, a.O. S. 78ff.; vgl. die Anspielung in Andr. 582f.: der senex
fürchtet, Davus könne ihn hintergehen, quod uolgus seruorum solet.
5 Aber auch bei Plautus erscheinen geprellte Sklaven, z. B. Sosia (Amphitr.),
Olympio (Cas.), Sceledrus (Mil.), Gripus (Rud.), ein Beweis dafür, daß der Sklave
nicht um jeden Preis überlegen ist.

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