Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Springer, Anton
Geschichte Österreichs seit dem Wiener Frieden 1809: in zwei Theilen (Band 1): Der Verfall des alten Reiches — Leipzig, 1863

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.29905#0149
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Der Wiener Frieden setzte alle Hoffnungen auf eine unmittelbare
Machterweiterung zurück und gebot die ganze Kraft der Regierung auf
die Hebung der arg zerrütteten inneren Verhältnisse des Reiches zu ver-
einigen. Jn welcher Richtung, sagten einzelne Stirmuen des Volkes laut
genug. „Oesterreich kann sich nur retten, wenn es sein Regierungsshstem
ändert. Durch die Gründung einer rechtlich organistrten Verfassung,
durch die Befreiung des Landvolkes von Fesseln, welche eben so entehrend
als unheilbringend sind, würde Oesterreich seine Kräste in einem Grade
vermehren, daß es den Kampf weder mit Frankreich noch mit Rußland
zu scheuen hätte. Durch Erweckung und Belebung moralischer Kräfte
vermöchte es den Verlust vollständig zu ersetzen, welchen es durch den
Wiener Frieden erlitten hat." So schrieb ein namenloser österreichischer
Patriot im Spätherbste 1809. An zusammenhängende, organische und
wahrhast volksthümliche Maßregeln war aber bei der Natur und Sinnes-
art der herrschenden Männer nicht zu denken. Kaiser Franz hatte seiner
Eifersucht, seiner mit der Unfähigkeit zu regieren wachsenden Lust, den
eigenen Willen durchzusetzen, gerade jetzt den alten Staatsrath zum Opfer
gebracht und somit das letzte die verschiedenen Verwaltungszweige we-
nigstens äußerlich einigende Band zerrissen; Metternich brachte nach
Gentz' Versicherung **) vorläufig keine andere Eigenschaft in das Cabinet,
als sein Glück, die andern Minister aber: der oberste Kanzler Ugarte,
der ungarische Kanzler Erdödy, die Staatsminister Zichh und Ru-
dolf Chotek, der Polizeiminister Haager, der Hoskammerpräsident

*) Betrachtungen über den Frieden zu Wien. (Wien i809.) S. 65.

^*) Tagebücher von Fr. v. Gentz. S. 257.
 
Annotationen