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Springer, Anton; Osborn, Max [Hrsg.]
Handbuch der Kunstgeschichte (Band 5): Das 19. Jahrhundert — Leipzig, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.30792#0025
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2. David und seine Schule.

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8. Der Schwur der Horatier, von I. L. David. Paris, Louvre.

„Salon", eine größere Summe von Bildern gezählt werden, welche die antike Mythologie und
Heroengeschichte behandelten. Es verhielt sich aber mit diesen Darstellungen wie mit den
antiken Helden aus der französischen Bühne in ihren Federhüten und Trikots. Mit unerbitt-
licher Strenge drang dagegen David auf die Richtigkeit der Darstellung, zunächst aus die äußere
Nichtigkeit, indem er Geräte, Waffen, Kleidung antiken Mustern nachbildete und sich in der
Zeichnung der Köpfe an antike Statuen und Reliefs hielt. Aber auch die innere Wahrheit
strebte er an, so gut er und seine Zeit es verstanden. Rauhe Männertugend, Freiheitsliebe,
Patriotismus erschienen als die leuchtendsten Züge des klassischen Altertums. Durch ihre
Wiedergabe gewann David die öffentliche Meinung, die schon vor der Revolutionszeit die
politischen Ideale aus der Römerwelt holte und vollends während ihres Verlaufs den Traum
einer rauhen, aber großen und freien Republik 'verwirklichen wollte. David flocht gern den
erst pathetischen Szenen rührende Episoden ein und huldigte dadurch dem nationalen Geschmack,
der durch die sorgfältige Pflege des rhetorischen Schmuckes in der Poesie vorbereitet, zum
Rührenden, das leicht redselig wird, sich befreundeter stellte als zu dem auf einsamer Höhe
stolz sich bewegenden Tragischen. So wird der äußere glänzende Erfolg Davids erklärt. Er
betonte überdies als Künstler die scharfe Bestimmtheit der Zeichnung, die Rundung der Figuren,
den Gegensatz von Licht und Schatten in der Färbung. Er duldete nichts Verschwommenes und
Unklares und ließ lieber die feineren malerischen Wirkungen beiseite, als daß er aus das
Plastische Hervortreten der Gestalten und Gruppen aus dem Hintergründe verzichtet hätte. Die
gründlichen Studien, die außerordentliche Sicherheit der Hand bei der Wiedergabe feder Einzelheit,
die seine eigenen Werke zeigen, verlangte er auch von den Schülern. Zahlreich strömten sie, unter
ihnen auch mehrere Deutsche, ihm zu, verwandelten seine Werkstätte in eine ausgedehnte Schule
 
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