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https://doi.org/10.11588/diglit.30792#0533
5. Die zeichnenden Künste. — 6. Kunst und Leben.
465
Kupferstichkabinett und das Berliner Kunstgewerbemuseum, legten öffentliche Sammlungen der
besten Blätter an. Die Wirkung der Plakatkunst aber ging nach weiter; sie hat vielfach die
Malerei, soweit sie sich dekorativen Ausgaben näherte, und mit ihr die gesamte kunstgewerbliche
Bewegung der neuen Zeit sichtlich beeinflußt.
522. John Ruskin in seinen letzten Lebensjahren.
(Phot. Fred Hollyer, London)
6. Aunst und Leben.
Nach langen mühevollen Kämpfen hatte sich die Kunst im neunzehnten Jahrhundert aus
Abhängigkeit zur Freiheit durchgernngen. Der Menfchengeist, der sich selbst eine Epoche der
Wissenschaft und der Technik geschaffen hatte, die ihn mit unwiderstehlicher Gewalt aus der
Bahn seiner bisherigen Entwicklung schleuderte und ihm ein Reich des Verstandes aufbaute,
fühlte sich aus der Natur feines Wesens heraus dazu angestachelt, diese neue Welt nun auch
als ein Ganzes zu begreifen, ihre Bedeutung in den Symbolen zu fasten, welche die Kunst
allein zu bilden imstande ist. Aber damit war nicht genug geschehen. Was Malerei, Plastik,
Architektur, zeichnende Künste leisteten, stand ohne Verbindung nebeneinander. Es fehlte das
Band einer neuen Kultur von gefesteten Formen, das imstande gewesen wäre, den Zusammen-
schluß herzustellen. Seit der Mitte des Jahrhunderts mehren sich die Stimmen der Sehnsucht,
unsere Existenz aus der Vorherrschaft des Verstandesmäßigen, Logischen, Exakten, der materiellen
Erwägungen und Interessen in eine Sphäre der Freiheit, Schönheit und Heiterkeit emporzuheben.
Sie mehren sich und schwellen an zu ungestümen Forderungen. Ein neues großes Ideal
Springer-Osborn, Kunstgeschichte. V. 5. Aufl. ZO
465
Kupferstichkabinett und das Berliner Kunstgewerbemuseum, legten öffentliche Sammlungen der
besten Blätter an. Die Wirkung der Plakatkunst aber ging nach weiter; sie hat vielfach die
Malerei, soweit sie sich dekorativen Ausgaben näherte, und mit ihr die gesamte kunstgewerbliche
Bewegung der neuen Zeit sichtlich beeinflußt.
522. John Ruskin in seinen letzten Lebensjahren.
(Phot. Fred Hollyer, London)
6. Aunst und Leben.
Nach langen mühevollen Kämpfen hatte sich die Kunst im neunzehnten Jahrhundert aus
Abhängigkeit zur Freiheit durchgernngen. Der Menfchengeist, der sich selbst eine Epoche der
Wissenschaft und der Technik geschaffen hatte, die ihn mit unwiderstehlicher Gewalt aus der
Bahn seiner bisherigen Entwicklung schleuderte und ihm ein Reich des Verstandes aufbaute,
fühlte sich aus der Natur feines Wesens heraus dazu angestachelt, diese neue Welt nun auch
als ein Ganzes zu begreifen, ihre Bedeutung in den Symbolen zu fasten, welche die Kunst
allein zu bilden imstande ist. Aber damit war nicht genug geschehen. Was Malerei, Plastik,
Architektur, zeichnende Künste leisteten, stand ohne Verbindung nebeneinander. Es fehlte das
Band einer neuen Kultur von gefesteten Formen, das imstande gewesen wäre, den Zusammen-
schluß herzustellen. Seit der Mitte des Jahrhunderts mehren sich die Stimmen der Sehnsucht,
unsere Existenz aus der Vorherrschaft des Verstandesmäßigen, Logischen, Exakten, der materiellen
Erwägungen und Interessen in eine Sphäre der Freiheit, Schönheit und Heiterkeit emporzuheben.
Sie mehren sich und schwellen an zu ungestümen Forderungen. Ein neues großes Ideal
Springer-Osborn, Kunstgeschichte. V. 5. Aufl. ZO