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mälde fand, das seinem Stil nach ebenso in die Familie der Aertszen gehört,
wie es zugleich unverkennbare Beziehungen zur norditalienischen Malerei
aufweist. Als Bassano wurde es mir vorgestellt, doch konnte ich diese Be-
nennung nicht als zutreffend übernehmen. Schon die beiliegende graue Ab-
bildung (ich verdanke sie der Freundlichkeit des Herrn Galeriebesitzers)
wird meine Bedenken gegen eine Zuschreibung an einen Bassano recht-
fertigen. Noch mehr sind es die Farben, die einen Bassanesken Ursprung
ausschließen. Besonders das reichlich angewendete, ziemlich ungebrochene
Zinnoberrot führt uns von den Bassanos weg zu der Aertszen-Familie, auf
die auch die Gesichtstypen der Marktleute im Vordergrund hinweisen. Das
Gemälde ist ohne Zweifel von einem der Aertszen in Italien gemalt und
dürfte wohl am wahrscheinlichsten von Pieter Dirksz de Langhe herstammen.
Es könnte auch vom jüngeren Langenpier, gemalt sein, falls meine alte Ver-
mutung von einer Tätigkeit dieses Künstlers in Italien sich doch noch bestätigen
sollte. Denn die Stilverwandtschaft mit dem jüngeren Langenpier ist deutlich
genug. Doch fehlt die urkundliche Bestätigung oder die Wahrscheinlichkeit
dafür, daß der jüngere Langenpier nach dem Süden gewandert wäre. Auch
von seinen malenden Verwandten, etwa von Arent Pieters (1550 — 1612), ist
ein längeres Fernbleiben aus den Niederlanden nicht urkundlich festzustellen.
Zur Belebung des Netzdruckes auf Tafel VII noch folgendes über die
Farben: An der sitzenden Frau links Kleid dunkelzinnoberig. Kopftuch und
Schürze sogenannt weiß mit grauen Schatten. Der aufrecht stehende Mann
weiter gegen die Mitte trägt eine zinnoberrote Mütze, gelblichbraunen langen
Kittel. Die Ärmel dunkelrötlichbraun. Die Strümpfe weiß. An dem Mann,
der sich vorbeugt, wieder der dunkle Zinnober. Daneben an dem Mädchen:
Dunkelgelbe Schürze. Grauliches Leibchen mit sogenannten schwarzen Be-
sätzen. An dem Korbträger gegen rechts fällt die gelbliche Mütze auf, an
der Verkäuferin neben ihm der hellbräunliche Strohhut, das hellviolette Kleid
mit gelblichen Ärmeln und der dunkelzinnoberige Rock. Das Mädchen ganz
rechts, das sich ein wenig vorbeugt, steckt in gelblichem Leibchen. Schürze
und Hemd sind graulich.
Die Bilder des Pietro Lungo im Dogenpalast gehören einer anderen
Richtung der Darstellung an und sind mehr durch Paolo Veronese beein-
flußt. Sie brauchen also nicht unbedingt mit dem Marktbild stilgleich zu
sein, auch wenn sie von demselben Künstler geschaffen sein sollten. Ich
fand vor Jahren in der Pinakothek zu Bologna und in venezianischem Privat-
besitz noch mehrere Gemälde, die augenscheinlich mit Unrecht Bassano
getauft waren und die mir in die Nähe des Langenpier zu gehören schienen.
Sie bilden zusammen mit dem Gemälde bei Brück eine Gruppe, die ich
der Forschung zu besonderer Beachtung empfehle.*)
Aus allem, was heute vorzubringen ist, ergeben sich einige Erkennt-
nisse. Zunächst ist es sicher, daß einer aus der Aertszen-Familie sich stark
durch venezianische Kunst beeinflussen ließ. Dies erhellt aus dem Studium
des abgebildeten Gemäldes. Dann wird es unter Beachtung der Angaben
*) In Bologna habe ich leider versäumt, die Nummer zu verzeichnen, so daß
ich ohne neuerlichen Besuch der Galerie nähere Angaben nicht bieten kann.
Im Palazzo Vendramin zu Venedig notierte ich vor Jahren ein großes Breitbild
(Leinwand, nach dem Augenmaß etwa 1'50 breit zu 1 30 hoch), das einen Oemüsemarkt
darstellt und das sicher irgendwie mit den verschiedenen Langenpier zusammenhängt.
3*
mälde fand, das seinem Stil nach ebenso in die Familie der Aertszen gehört,
wie es zugleich unverkennbare Beziehungen zur norditalienischen Malerei
aufweist. Als Bassano wurde es mir vorgestellt, doch konnte ich diese Be-
nennung nicht als zutreffend übernehmen. Schon die beiliegende graue Ab-
bildung (ich verdanke sie der Freundlichkeit des Herrn Galeriebesitzers)
wird meine Bedenken gegen eine Zuschreibung an einen Bassano recht-
fertigen. Noch mehr sind es die Farben, die einen Bassanesken Ursprung
ausschließen. Besonders das reichlich angewendete, ziemlich ungebrochene
Zinnoberrot führt uns von den Bassanos weg zu der Aertszen-Familie, auf
die auch die Gesichtstypen der Marktleute im Vordergrund hinweisen. Das
Gemälde ist ohne Zweifel von einem der Aertszen in Italien gemalt und
dürfte wohl am wahrscheinlichsten von Pieter Dirksz de Langhe herstammen.
Es könnte auch vom jüngeren Langenpier, gemalt sein, falls meine alte Ver-
mutung von einer Tätigkeit dieses Künstlers in Italien sich doch noch bestätigen
sollte. Denn die Stilverwandtschaft mit dem jüngeren Langenpier ist deutlich
genug. Doch fehlt die urkundliche Bestätigung oder die Wahrscheinlichkeit
dafür, daß der jüngere Langenpier nach dem Süden gewandert wäre. Auch
von seinen malenden Verwandten, etwa von Arent Pieters (1550 — 1612), ist
ein längeres Fernbleiben aus den Niederlanden nicht urkundlich festzustellen.
Zur Belebung des Netzdruckes auf Tafel VII noch folgendes über die
Farben: An der sitzenden Frau links Kleid dunkelzinnoberig. Kopftuch und
Schürze sogenannt weiß mit grauen Schatten. Der aufrecht stehende Mann
weiter gegen die Mitte trägt eine zinnoberrote Mütze, gelblichbraunen langen
Kittel. Die Ärmel dunkelrötlichbraun. Die Strümpfe weiß. An dem Mann,
der sich vorbeugt, wieder der dunkle Zinnober. Daneben an dem Mädchen:
Dunkelgelbe Schürze. Grauliches Leibchen mit sogenannten schwarzen Be-
sätzen. An dem Korbträger gegen rechts fällt die gelbliche Mütze auf, an
der Verkäuferin neben ihm der hellbräunliche Strohhut, das hellviolette Kleid
mit gelblichen Ärmeln und der dunkelzinnoberige Rock. Das Mädchen ganz
rechts, das sich ein wenig vorbeugt, steckt in gelblichem Leibchen. Schürze
und Hemd sind graulich.
Die Bilder des Pietro Lungo im Dogenpalast gehören einer anderen
Richtung der Darstellung an und sind mehr durch Paolo Veronese beein-
flußt. Sie brauchen also nicht unbedingt mit dem Marktbild stilgleich zu
sein, auch wenn sie von demselben Künstler geschaffen sein sollten. Ich
fand vor Jahren in der Pinakothek zu Bologna und in venezianischem Privat-
besitz noch mehrere Gemälde, die augenscheinlich mit Unrecht Bassano
getauft waren und die mir in die Nähe des Langenpier zu gehören schienen.
Sie bilden zusammen mit dem Gemälde bei Brück eine Gruppe, die ich
der Forschung zu besonderer Beachtung empfehle.*)
Aus allem, was heute vorzubringen ist, ergeben sich einige Erkennt-
nisse. Zunächst ist es sicher, daß einer aus der Aertszen-Familie sich stark
durch venezianische Kunst beeinflussen ließ. Dies erhellt aus dem Studium
des abgebildeten Gemäldes. Dann wird es unter Beachtung der Angaben
*) In Bologna habe ich leider versäumt, die Nummer zu verzeichnen, so daß
ich ohne neuerlichen Besuch der Galerie nähere Angaben nicht bieten kann.
Im Palazzo Vendramin zu Venedig notierte ich vor Jahren ein großes Breitbild
(Leinwand, nach dem Augenmaß etwa 1'50 breit zu 1 30 hoch), das einen Oemüsemarkt
darstellt und das sicher irgendwie mit den verschiedenen Langenpier zusammenhängt.
3*