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in die Farbentuben der Maler denkbar ist. Auch der Ausblick auf sonnen-
beschienene Anhöhen nimmt an der Stimmung- Anteil. Das Bild war 1834
in der Wiener Akademie ausgestellt als Nr. 219 („Ein Milchmädchen aus
Penzing“).
Als beschreibende Angaben seien noch die Ziffern der Abmessung
beigefügt, und zwar 109 cm Höhe und 86 cm Breite. Die Leinwand ist gelblich
grundiert. — Links unten in roter lateinischer Pinselkursiv der Name und
die Jahreszahl: „J. Weidner §34.“ Fr.
ALWYN KITTER VON STEIN.
Am 17. März 1919 starb in Wien nach einem Sturze und kom-
plizierten Oberschenkelbruche und an dessen üblen Folgen, nach überaus
schmerzvollem Leiden, eine interessante Persönlichkeit, der am 31. Juli 1848 in
Kiel in Holstein als Sohn des dortigen Universitätsprofessors Dr. Lorenz
Ritter von Stein geborne Maler Alwyn Ritter von Stein. Er fiel vor einer
Reihe von Jahren in den Ausstellungen des Wiener Künstlerhauses durch
gut gemalte, sicher gezeichnete und von ernstester Arbeit und Studium
Zeugnis gebende Bilder auf, die viel Anerkennung fanden, so daß unter
anderen selbst ein Künstler (Bildhauer) eines jener Werke käuflich erwarb.
Da wurde er plötzlich — wie er dem Schreiber dieser Zeilen in dem
vertraulichen Kreise der Künstlerpensionsgesellschaft im Rößlhaus des öftere
klagte — durch eine wechselnde „Jury“ oder „Machtgruppe“ von den
weiteren öffentlichen Ausstellungen im Künstlerhause ausgeschlossen. Da
Stein — ebenso wie sein Vater, an den sich noch so viele Juristen mit
wärmster Sympathie als ihren einstigen Lehrer an der Wiener Universität
erinnern — infolge seiner angebornen Vornehmheit und seines feinen,
zurückhaltenden Wesens nicht die Anlage hatte, sich gegen diese Zurück-
weisung erfolgreich zur Wehr zu setzen, oder sich allein weiter durchzu-
kämpfen, wurde ihm seine Arbeitsfreude genommen, und ward er langsam
entmutigt und hat sich allmählich leider vollständig seiner Betufsausübung
entzogen. Er starb verbittert und zurückgezogen und in für seinen erfolg-
versprechenden Beginn viel zu bescheidenen Verhältnissen.
Stein war einer jener vielen, welche das Opfer eines ungesunden
Systems wurden, das in Österreich bereits so viele starke und brauchbare
Kräfte künstlich vernichtet hat. Daß Stein ein strebsamer und ein tüchtiger
Künstler war, möge bezeugen, daß er Schüler der Wiener und Antwerpner
Akademie war, in erstgenannter 1864 und später 1873 bis 1874 an der Meister-
schule des Direktors Ruben studierte, in letzterer durch Preise ausgezeichnet
wurde, 1870 in Weimar bei Charles Verlat arbeitete, desgleichen 1874 bis 1880
in Rom bei selbständiger Ausübung der Kunst sich weiterentwickelte. Dann
erst ließ er sich bleibend in Wien nieder — wo ihn sein Verhängnis er-
eilte. Zuerst erhielt er 1882 vom österreichischen Ministerium für Kultus und
Unterricht ein Malerstipendium. Er wurde Mitglied der Künstlergenossenschaft
und beschickte später mit Erfolg Ausstellungen in Deutschland, Amerika,
Spanien und 1906 in Chicago, erhielt in St. Louis die Medaille und in
anderen Städten verschiedene Diplome; nebenbei arbeitete er viele Porträte
und historische Bilder; auch befaßte er sich mit ernsten Kostümstudien und
in die Farbentuben der Maler denkbar ist. Auch der Ausblick auf sonnen-
beschienene Anhöhen nimmt an der Stimmung- Anteil. Das Bild war 1834
in der Wiener Akademie ausgestellt als Nr. 219 („Ein Milchmädchen aus
Penzing“).
Als beschreibende Angaben seien noch die Ziffern der Abmessung
beigefügt, und zwar 109 cm Höhe und 86 cm Breite. Die Leinwand ist gelblich
grundiert. — Links unten in roter lateinischer Pinselkursiv der Name und
die Jahreszahl: „J. Weidner §34.“ Fr.
ALWYN KITTER VON STEIN.
Am 17. März 1919 starb in Wien nach einem Sturze und kom-
plizierten Oberschenkelbruche und an dessen üblen Folgen, nach überaus
schmerzvollem Leiden, eine interessante Persönlichkeit, der am 31. Juli 1848 in
Kiel in Holstein als Sohn des dortigen Universitätsprofessors Dr. Lorenz
Ritter von Stein geborne Maler Alwyn Ritter von Stein. Er fiel vor einer
Reihe von Jahren in den Ausstellungen des Wiener Künstlerhauses durch
gut gemalte, sicher gezeichnete und von ernstester Arbeit und Studium
Zeugnis gebende Bilder auf, die viel Anerkennung fanden, so daß unter
anderen selbst ein Künstler (Bildhauer) eines jener Werke käuflich erwarb.
Da wurde er plötzlich — wie er dem Schreiber dieser Zeilen in dem
vertraulichen Kreise der Künstlerpensionsgesellschaft im Rößlhaus des öftere
klagte — durch eine wechselnde „Jury“ oder „Machtgruppe“ von den
weiteren öffentlichen Ausstellungen im Künstlerhause ausgeschlossen. Da
Stein — ebenso wie sein Vater, an den sich noch so viele Juristen mit
wärmster Sympathie als ihren einstigen Lehrer an der Wiener Universität
erinnern — infolge seiner angebornen Vornehmheit und seines feinen,
zurückhaltenden Wesens nicht die Anlage hatte, sich gegen diese Zurück-
weisung erfolgreich zur Wehr zu setzen, oder sich allein weiter durchzu-
kämpfen, wurde ihm seine Arbeitsfreude genommen, und ward er langsam
entmutigt und hat sich allmählich leider vollständig seiner Betufsausübung
entzogen. Er starb verbittert und zurückgezogen und in für seinen erfolg-
versprechenden Beginn viel zu bescheidenen Verhältnissen.
Stein war einer jener vielen, welche das Opfer eines ungesunden
Systems wurden, das in Österreich bereits so viele starke und brauchbare
Kräfte künstlich vernichtet hat. Daß Stein ein strebsamer und ein tüchtiger
Künstler war, möge bezeugen, daß er Schüler der Wiener und Antwerpner
Akademie war, in erstgenannter 1864 und später 1873 bis 1874 an der Meister-
schule des Direktors Ruben studierte, in letzterer durch Preise ausgezeichnet
wurde, 1870 in Weimar bei Charles Verlat arbeitete, desgleichen 1874 bis 1880
in Rom bei selbständiger Ausübung der Kunst sich weiterentwickelte. Dann
erst ließ er sich bleibend in Wien nieder — wo ihn sein Verhängnis er-
eilte. Zuerst erhielt er 1882 vom österreichischen Ministerium für Kultus und
Unterricht ein Malerstipendium. Er wurde Mitglied der Künstlergenossenschaft
und beschickte später mit Erfolg Ausstellungen in Deutschland, Amerika,
Spanien und 1906 in Chicago, erhielt in St. Louis die Medaille und in
anderen Städten verschiedene Diplome; nebenbei arbeitete er viele Porträte
und historische Bilder; auch befaßte er sich mit ernsten Kostümstudien und