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Das gegenwärtige Gemälde zeigt den bärtigen Herakles in der Tracht des Löwenfells über
einem kurzen Chiton und in gebückter Stellung begriffen, um das halb in dem Boden versenkte unge-
heure irdene Weinfafs, Pithos, an welchem seine Keule lehnt, hervorzuheben und daraus zu schöpfen.
Schon naht hinter ihm der mit halbem Leib vorragende, lang behaarte, bärtige und rofsohrige Kentaur
Anchios, in Gestalt eines Rofsmenschen, die eine Hand in die Seite stemmend, in der andern ein
grofses Trinkhorn, Keras, über des Helden Schulter hinhaltend, und fordert mit Ungestüm von dem
Wein. Pholos, der in ähnlicher Gestalt erscheint, eben von der Jagd zurückgekehrt ist und einen
erlegten Hasen und Fuchs, am Fichtenzweige aufgehängt, seinem Gaste bringt, steht dicht vor dem Ge-
fäfs diesem gegenüber und sucht durch Geberde der Hand den eindringenden Anchios zu beruhigen.
2. Gemälde der Kehrseite, üeberfall eines Mädchens durch zwei Satyrn. Nachdem der vorige
Gegenstand die Entstehung des Streits als eine Wirkung des Weins beim bacchischen Gefolge der
Kentauren dargelegt, bietet sieh hier ein Seitenstück dazu in dem Beispiel ausgelassener Begier der
bacchischen Satyrn dar. Mit kurzem Oberkleid über einem langen faltenreichen Untergewand ange-
than und von einem Brustgürtel umbunden, sucht das bedrängte junge Mädchen sich der Verfolgung
und den Liebkosungen der nackten und geschweiften Bacchosbegleiter, welche überdem durch spitz-
ohrige, stumpfnasige und bärtige Köpfe mit langgeringelten Haaren sich auszeichnen, zu entziehen und
zu wehren, indessen diese zu beiden Seiten die Arme nach ihr ausstrecken,
Taf. XLII.
Gemälde auf der äufseren und innern Seite einer mit hohem Fufs versehenen zweihenkligen
Trlnkschaale, Kylix, aus Volci in Etrnrien, deren Gegenstände das Gefäfs als eine Preisvase der
Kampfspiele bezeichnen.
1. Der Aufsenseite oberes Gemälde, den Siegeszug des Pelops darstellend. Bei dem von Oenomaos,
König zu Elis, mit den Freiern seiner Tochter, der schönen Hippodamia, angestellten Wettrennen um
ihren Besitz traf alle der Tod, bis auf Pelops, dem es durch List gelang ihn zu überwinden und sie
zur Gemahlin nebst der Herrschaft des Reichs zu bekommen. Hier erscheint der Sieger, welchen die
Eleer als höchsten der Heroen, wie Zeus unter den Göttern, verehrten, in Jünglingsgestalt, mit
einem wilden Oelzweig in den langherabhängenden Haaren bekränzt, vom Mantel umhüllt, auf dem
Diphros das Viergespann der Rosse, mit der Rechten den Zügel lenkend und in der Linken eine Gerte
tragend, während hinter ihm eine Priesterin, von der Binde ums lange geringelte Haar, vom Chiton
und Peplos umgeben, mit der Hochzeitfackel und dem erhobenen Oelkranz ihm folgt, und neben seinen
Rossen eine Kitharödin, die Sphendone ums Haupt, in den Chiton gekleidet, die Saiten der Phorminx
rührt und ihm mit Spiel und Gesang entgegen tritt. Vor den Rossen her geht der Schutzgeist der
Kampfspiele, mit Epheu bekränzt, in den kurzen Chiton nebst der Chlamys gekleidet, die Füfse von
Riemen der Läufer, Pelyntra, umwunden, den an den Hals geknüpften Hut, Petasos, auf den Rücken
geworfen, und trägt den Heroldstab, Kerykeion, in der Hand.
2. Der Aufsenseite zweites Gemälde, die Vermählung des Pelops und der Hippodamia darstellend.
Nach der bei Vermählung eines Junggesellen im Alterthum Statt findenden Sitte führt hier der ölbe-
kränzte Bräutigam Pelops, mit dem Pharos bekleidet, selbst an der Hand die errungene Braut Hippo-
damia, welche, mit einer Kopfbinde geschmückt, durch Chiton und langen Schleiermantel verhüllt, schüch-
tern neben ihm wandelt und, der Aeltern Haus verlassend, in seine Wohnung einzieht, um die Hoch-
zeit zu feiern. Dieses Fest pflegte Abends begangen zu werden. Ihr folgt daher, eine brennende
Fackel tragend, die Brautjungfer, Nympheutria, vom Chiton und Peplos umhüllt, mit einer Haube auf
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Das gegenwärtige Gemälde zeigt den bärtigen Herakles in der Tracht des Löwenfells über
einem kurzen Chiton und in gebückter Stellung begriffen, um das halb in dem Boden versenkte unge-
heure irdene Weinfafs, Pithos, an welchem seine Keule lehnt, hervorzuheben und daraus zu schöpfen.
Schon naht hinter ihm der mit halbem Leib vorragende, lang behaarte, bärtige und rofsohrige Kentaur
Anchios, in Gestalt eines Rofsmenschen, die eine Hand in die Seite stemmend, in der andern ein
grofses Trinkhorn, Keras, über des Helden Schulter hinhaltend, und fordert mit Ungestüm von dem
Wein. Pholos, der in ähnlicher Gestalt erscheint, eben von der Jagd zurückgekehrt ist und einen
erlegten Hasen und Fuchs, am Fichtenzweige aufgehängt, seinem Gaste bringt, steht dicht vor dem Ge-
fäfs diesem gegenüber und sucht durch Geberde der Hand den eindringenden Anchios zu beruhigen.
2. Gemälde der Kehrseite, üeberfall eines Mädchens durch zwei Satyrn. Nachdem der vorige
Gegenstand die Entstehung des Streits als eine Wirkung des Weins beim bacchischen Gefolge der
Kentauren dargelegt, bietet sieh hier ein Seitenstück dazu in dem Beispiel ausgelassener Begier der
bacchischen Satyrn dar. Mit kurzem Oberkleid über einem langen faltenreichen Untergewand ange-
than und von einem Brustgürtel umbunden, sucht das bedrängte junge Mädchen sich der Verfolgung
und den Liebkosungen der nackten und geschweiften Bacchosbegleiter, welche überdem durch spitz-
ohrige, stumpfnasige und bärtige Köpfe mit langgeringelten Haaren sich auszeichnen, zu entziehen und
zu wehren, indessen diese zu beiden Seiten die Arme nach ihr ausstrecken,
Taf. XLII.
Gemälde auf der äufseren und innern Seite einer mit hohem Fufs versehenen zweihenkligen
Trlnkschaale, Kylix, aus Volci in Etrnrien, deren Gegenstände das Gefäfs als eine Preisvase der
Kampfspiele bezeichnen.
1. Der Aufsenseite oberes Gemälde, den Siegeszug des Pelops darstellend. Bei dem von Oenomaos,
König zu Elis, mit den Freiern seiner Tochter, der schönen Hippodamia, angestellten Wettrennen um
ihren Besitz traf alle der Tod, bis auf Pelops, dem es durch List gelang ihn zu überwinden und sie
zur Gemahlin nebst der Herrschaft des Reichs zu bekommen. Hier erscheint der Sieger, welchen die
Eleer als höchsten der Heroen, wie Zeus unter den Göttern, verehrten, in Jünglingsgestalt, mit
einem wilden Oelzweig in den langherabhängenden Haaren bekränzt, vom Mantel umhüllt, auf dem
Diphros das Viergespann der Rosse, mit der Rechten den Zügel lenkend und in der Linken eine Gerte
tragend, während hinter ihm eine Priesterin, von der Binde ums lange geringelte Haar, vom Chiton
und Peplos umgeben, mit der Hochzeitfackel und dem erhobenen Oelkranz ihm folgt, und neben seinen
Rossen eine Kitharödin, die Sphendone ums Haupt, in den Chiton gekleidet, die Saiten der Phorminx
rührt und ihm mit Spiel und Gesang entgegen tritt. Vor den Rossen her geht der Schutzgeist der
Kampfspiele, mit Epheu bekränzt, in den kurzen Chiton nebst der Chlamys gekleidet, die Füfse von
Riemen der Läufer, Pelyntra, umwunden, den an den Hals geknüpften Hut, Petasos, auf den Rücken
geworfen, und trägt den Heroldstab, Kerykeion, in der Hand.
2. Der Aufsenseite zweites Gemälde, die Vermählung des Pelops und der Hippodamia darstellend.
Nach der bei Vermählung eines Junggesellen im Alterthum Statt findenden Sitte führt hier der ölbe-
kränzte Bräutigam Pelops, mit dem Pharos bekleidet, selbst an der Hand die errungene Braut Hippo-
damia, welche, mit einer Kopfbinde geschmückt, durch Chiton und langen Schleiermantel verhüllt, schüch-
tern neben ihm wandelt und, der Aeltern Haus verlassend, in seine Wohnung einzieht, um die Hoch-
zeit zu feiern. Dieses Fest pflegte Abends begangen zu werden. Ihr folgt daher, eine brennende
Fackel tragend, die Brautjungfer, Nympheutria, vom Chiton und Peplos umhüllt, mit einer Haube auf
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