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dem Kopfe. Am Säuleneingang des Hauses empfängt ein festlich bekränzter, mit Mantel bekleideter
Jüngling, mit der Lyra und dem Plektron in den Händen, das Brautpaar, welches er während des
Heimzuges beim Absingen des Hochzeitgesangs bis dahin geleitet hat, und an der Hausthüre selbst
harret der Ankunft des Paares die Promnestria im Schmuck eines Chiton, Peplos und Kopfbandes,
zwei flammende Fackeln haltend.

3. Rundgemälde im Innern des Gefäfses, die Stiftung der olympischen Spiele darstellend. Der
bärtige Herakles in der Tracht des kurzen feinen Chitons und der darüber gezogenen Löwenhaut,
welche statt des Helms sein Haupt und statt des Panzers seinen Leib umgiebt, mit dem Gürtel und
am Riemen überhängten Bogen und Pfeilköcher, Gorytos, versehen, steht dem Vater Zeus gegenüber,
die Rechte nebst der Keule in die Seite stützend, und reicht ihm einen doppelten Zweig des wilden
Oelbaums, Kotinos, das Symbol der olympischen Spiele, dar. Zeus, den bei vollem Bart um das
langgelockte Haupthaar eine Binde schmückt, und der, vom Chiton poderes und übergeworfenen Man-
tel, Pharos, bekleidet, den umwundenen Lotoszepter in der Linken hält, erhebt die Rechte freundlich,
die Weihegabe annehmend. Die Stiftung der stets im fünften Jahr gefeierten olympischen Spiele be-
zogen die Eleer auf den älteren Idäischen Herakles, den Daktylen oder Finger der Gotteshand, der,
mit seinen vier Brüdern Wettrennen anstellend, den Zweig des von ihm eingeführten wilden Oelbaums
zum Kranze benutzte und die Zeit der Wiederkehr der Spiele nach der Zahl der Brüder feststellte.
Ihm ward hierauf ein Altar erbaut und der Ehrenname Parastates, Helfer, beigelegt. Endymion liefs
ferner seine Söhne im Wettrennen um die Thronfolge kämpfen. Die Götter selbst kämpften hier mit
einander, und Apollon besiegte den Hermes im Lauf, den Ares im Faustkampf. Pelops stellte dem
olympischen Zeus Spiele an, mit gröfserem Gepränge wie zuvor, und erhob sie zu höherem Glänze,
woraus sich hier die Verbindung seiner Lebensbegebenheiten mit der Weihe der Spiele erklären läfst,
und der jüngere Herakles, des Zeus Sohn, erneuerte und vervollkommnete die Stiftung, wobei er sei-
nem Wagenlenker Iolaos den Siegeskranz ertheilte und ihn selbst im Ringen und Pankration gewann.*)

Taf. XLIII.

Form einer Lekane, Deckelvase, mit zwei grade aufgerichteten Henkeln, aus Basilikata und im
Besitz des Herrn P. O. Bröndsted. Die nebenangezeigten Sphären oder Spielbälle kommen zwischen
den zwei Henkeln links und rechts als Zierrath vor. Da nach Aussage der Alten solche Gefäfse,
öfters mit kräftigen gewürzten Speisen angefüllt, den Bräuten als eine Hochzeitsgabe von den Schwie-
gerältern übersandt zu werden pflegten, so bieten sich auf ihnen meistens damit übereinstimmende
Gegenstände dar, wie auch die hier vorhandenen zwei Gemälde enthalten. Diese sind zwischen den
zu beiden Seiten der Lekane unter den Henkeln gemalten Palmcttenzierrathen angebracht und stellen
zwei Scenen der Einweihung und Vermählung eines mystischen Brautpaars vor.

1. Bild an der Kehrseite des Gefäfses. Die auf einem Klismos sitzende Braut, in Chiton und
Peplos gekleidet, mit einer Sphendone, Perlen, Ohrgehängen, Armbändern (Perikarpia) und hochbesohl-
ten tyrrhenischen Schuhen geschmückt, dreht mit den Fingern das symbolische Spielrad, Trochos,
welches, wie die Sphära, zu dem mystischen Spielwerk des Dionysos gehörte. Hinter ihrem Stuhl steht
eine in langen und darübergezogenen kurzen Chiton gekleidete Dienerin, welche ein mystisches Käst-
chen mit Saatkörnern trägt und einen Fächer, ihr Luft zuwedelnd, über das Haupt hält. Vor ihr

*) Pausan. V. 7, 4.
 
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