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Steele, Richard
Herrn Richard Steelens Christlicher Held: oder: Beweis, daß keine andern Grundsätze, als die von der Religion hergenommen werden, einen großen Mann zu bilden fähig und hinlänglich sind — Leipzig, 1767 [VD18 14314606]

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https://doi.org/10.11588/diglit.28079#0043
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II
Tugend nicht mehr als ein Deckel zu den Rath-
schlägen treuloser Freunde, verruchter Königsmör-
der und unversöhnlicher Verzweifelter möge ge-
misbraucht werden»
Der Gebrauch, den wir nun von diesen Be^
Pachtungen machen, ist dieser, daß, da wir den
mächtigen Casar selbst über den Gedanken seines
Todes haben in Aberglauben verfallen sehen; da
Aarons veste Standhaftigkeit, des Brucus
großmüthiger Eifer, und des Cassius stätige
Bosheit sich zuletzt allesamt in einerley Verlassen-
heit, Verlegenheit und Verzweiflung endigten;
daß, sage ich, wir mit Recht daraus folgern kön-
nen, daß alle Regeln, die wir uns von der Größe
unserer Natur, oder von den Grundsätzen der
Weltweisheit zur Führung und Einrichtung un-
seres Lebens machen, nichts als eine künstliche Lei-
denschaft sind, mit welcher wir die natürlichen ver-
gebens zu unterdrücken hoffen; und welche gewiß
mit unserm Glück oder Unglück sich erheben oder
fallen wird; und daß wir, die wir beyden unter-
worfen sind, uns nothwendig auf beydes gefaßt
machen müssen. Zu dieser Vollkommenheit aber
zu gelangen ist kein näherer Weg, als daß wir auf
unfern eigenen Bau sehen, und bemerken, wodurch
das menschliche Leben von seiner einfältigen und
stillen Glückseligkeit zu den wichtigen Sorgen und
Zerstreuungen, die es itzt bezaubern, angeschwollen
ist; und daß wir aus dieser Erkenntniß unseres
Elendes unsere Zufriedenheit h-rairsziehen.
Zwey-
 
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