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Zweyter Abschnitt.
er Mensch ist ein aus so verschiedenen Stü-
cken zusammengesetztes Geschöpf, und seine
Natur ist so unbeständig und mit sich selbst
uneins, daß man seine Verwandschaft mit den
höchsten und niedrigsten Wesen leicht bemerken
kan: das ist, er bestehet aus Leib und Seele; er
ist zugleich eine Maschine, und ein Beweger
der Maschine. Nichts destoweniger wirket so-
wohl der Leib als die Seele, in verschiedenen Fäl-
len, ein jedes vor sich und unabhänglich voneinan-
der. Denn wenn er denkt, urtheilec und schlies-
set, so leistet ihm der Leib in allen diesen Wirkun-
gen nicht den mindesten Beystand. Seine zarte-
sten Fiebern, sein feinstes Blut und seine edelsten
Geister sind eben so thierisch und eben so entfernt
von der Fähigkeit zu denken, als seine Knochen;
und der Leib ist dergestalt eine bloße Maschine,
daß ihn hungert nnd dürftet, daß er schmecket und
verdauet, ohne daß die Seele erst einen Gedanken
hervorbringt, der diese Wirkung gebietet. Und
wenn er dieses an sich wahrnimmt, so kan er glau-
ben, ohne es den Dünsten, Feuchtigkeiten oder
Krankheiten zuzuschreiben, daß seine Seele sowohl
außer dem Leibe, als in demselben bestehen kan, in-
dem sie nichts von demselben entlehnt, was sie zur
Ausführung ihrer vollkommensten Vcrrichtlmgen^
fähig machen könnte. Dieses kan ihm Hoffnung
machen, daß, obgleich sein grober Körper wieder
zu
Zweyter Abschnitt.
er Mensch ist ein aus so verschiedenen Stü-
cken zusammengesetztes Geschöpf, und seine
Natur ist so unbeständig und mit sich selbst
uneins, daß man seine Verwandschaft mit den
höchsten und niedrigsten Wesen leicht bemerken
kan: das ist, er bestehet aus Leib und Seele; er
ist zugleich eine Maschine, und ein Beweger
der Maschine. Nichts destoweniger wirket so-
wohl der Leib als die Seele, in verschiedenen Fäl-
len, ein jedes vor sich und unabhänglich voneinan-
der. Denn wenn er denkt, urtheilec und schlies-
set, so leistet ihm der Leib in allen diesen Wirkun-
gen nicht den mindesten Beystand. Seine zarte-
sten Fiebern, sein feinstes Blut und seine edelsten
Geister sind eben so thierisch und eben so entfernt
von der Fähigkeit zu denken, als seine Knochen;
und der Leib ist dergestalt eine bloße Maschine,
daß ihn hungert nnd dürftet, daß er schmecket und
verdauet, ohne daß die Seele erst einen Gedanken
hervorbringt, der diese Wirkung gebietet. Und
wenn er dieses an sich wahrnimmt, so kan er glau-
ben, ohne es den Dünsten, Feuchtigkeiten oder
Krankheiten zuzuschreiben, daß seine Seele sowohl
außer dem Leibe, als in demselben bestehen kan, in-
dem sie nichts von demselben entlehnt, was sie zur
Ausführung ihrer vollkommensten Vcrrichtlmgen^
fähig machen könnte. Dieses kan ihm Hoffnung
machen, daß, obgleich sein grober Körper wieder
zu