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Steinmann, Ernst; Michelangelo [Editor]; Lewald, Theodor [Honoree]
Michelangelo im Spiegel seiner Zeit — Römische Forschungen der Bibliotheca Hertziana, Band 8: Leipzig: Poeschel & Trepte, 1930

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.47058#0055
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blieb noch bis zum Tode des Kardinals Ridolfi (am 31. Januar 1550) in Rom,
siedelte dann nach Venedig über und kehrte erst im Jahre 1571 als Sekretär der
Breven Pius V. nach Rom zurück, wo sich der mehr als Achtzigjährige aber der
neuen Aufgabe nicht mehr gewachsen zeigte. Er starb nach bitteren Enttäu-
schungen in Rom am 27. Dezember 15731.
Die Gespräche von San Silvestro und die Dialoge des Donato Giannotti stellen
nicht die einzigen Versuche der Zeitgenossen dar, durch mehr oder weniger
fingierte Gespräche den Einsiedler am Trajansforum der Gegenwart nahezu-
bringen.
Der kürzeste und berühmteste Dialog ist der zwischen Michelangelo und Battista
Strozzi über die „Nacht“ in der Medici-Kapelle von San Lorenzo, wo Michel-
angelo noch im Jahre 1545 ein uneingeschränktes Bekenntnis zur Republik abge-
legt hat.
Bereits Ticciati hat als Verfasser dieser Verse an die Nacht Battista Strozzi ge-
nannt und neuerdings hat Karl Frey ausführlich dargelegt, daß tatsächlich dieser
Mann und nicht der als Dichter bekanntere Giovanni Battista Strozzi der Ver-
fasser gewesen ist2. Die Datierung dieses Dialogs ergibt sich aus den Dialogen
des Donato Giannotti, wo Michelangelos Verse als eben erst entstanden be-
zeichnet werden3. Man kann wohl sagen, daß es die schönstenVerse sind, die
jemals auf ein Kunstwerk gedichtet wurden, und sie erhalten überdies durch
den politischen Einschlag noch einen ganz besonderen Sinn. Aber keiner Über-
setzung ist es bis heute gelungen, auch nur annähernd die schlichte Schönheit
des Originals wiederzugeben:
Die Nacht, die wir in tiefem Schlummer sehn.
Ein Engel formte sie aus diesem Stein,
Und weil sie schläft, muß sie lebendig sein,
Geh, wecke sie, sie wird dir Rede stehn. (Sophie Hasenclever)
Worauf Michelangelo die Antwort schrieb:
Lieb ist der Schlaf mir und des Steines Weise,
Solange unsre Schmach und unsre Schande währen,
1 Enrico Zanoni, Donato Giannotti nella vita e negli scritti. Roma 1900, p. 169/70. Giuseppe Sanesi, La vita e
le opere di Donato Giannotti. Pistoia 1899. Nur Band I ist erschienen. Aus der Bibliothek des Donato Giannotti
„piena d’un infinita di libri singulari“, die er noch im September 1571 nach Rom schaffen ließ (Ridolfi, Con-
tributi, p. 246), habe ich das Glück, ein Buch mit eigenhändiger Namenszeichnung des Giannotti „Donati
Jannoctij“ zu besitzen, ein Geschenk meines langjährigen Freundes Sir Herbert Thompson für meine Michel-
angelo-Bibliothek. Das Buch trägt den Titel: Rime di diversi antichi autori Toscani in dieci libri raccolte.
Stampata in Vinegia per Jo. Antonio e Fratelli da Sabio nell’anno del Signore 153z.
“Notizieletterarie etc., p. 112. K. Frey, Dichtungen, p. 409/412. Vgl. C. Gargiolli, Lettere di Laura Battiferri
Ammanati a Benedctto Varchi. Bologna 1879, p. 40 und 58.
3 a. a. O., p. 7. „Quello epigramma, ehe voi ultimamente faceste sopra la vostra notte.“

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