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dazu Anmerkung 890 dieser Arbeit) hat, daß jener vermeintliche nicht originale
Bart durchaus dem urspünglichen Zustand der Tafel entspricht. Bei einer Kopie
hingegen, die zu einer Zeit entstand (1621 / 1622), in der selbst bedeutende
Dürer-Tafeln stark verändert wurden, läßt sich die unterschiedliche Bartform auf
der Kopie als eine Anpassung an den damaligen Zeitstil erklären. Auch die Tat-
sache, daß die Kopie nicht etwa in einem kleineren Maßstab angefertigt wurde,
spricht dafür, daß es sich um eine wichtige Kopie handeln könnte, wie wir es
von der als Ersatz für die Familie Holzschuher (!) angefertigten »Peiler 'sehen
Kopie« erwarten dürfen.
Ein weiterer Exkurs ist nötig, um zu vestehen, woher die sog. »Riedenbur-
ger-Kopie« stammen könnte: Christoph Gottlieb v. Murr323 hatte die "Abneh-
mung Chrifti vom Kreuze" des Hanns Glimm 1778 und noch im Jahre 1801 als
in der Katharinenkirche befindlich angegeben; auch der Pastor Johann Ferdi-
nand Roth (1748-1814)324 sollte 1791 noch "die Säule zur rechten Hand" als den
Ort angeben, an welchen Glimm die Dürertafel in der Katharinenkirche hatte
aufhängen lassen; Neumayr325 wiederholt diese bzw. v. Murrs falsche (!) Deu-
tung noch im Jahre 1823, allerdings zu einem Zeitpunkt als die Kirche bereits in
eine Scheune verwandelt (Siehe Seite 238 dieser Arbeit) war. Die Glimm 'sehe
Beweinung kann um 1800 an jenem Ort auf keinen Fall gehangen haben, denn
die Tafel ist seit 1607 in der Münchener Kammergalerie und ab 1775 (mit Si-
cherheit) in Schleißheim nachzuweisen; in den Jahren nach 1781 war sie
vorübergehend in die Münchener Hofgartengalerie gekommen (Vgl. die Sei-
te 119 dieser Arbeit); Man sollte allerdings bedenken, daß damals - um 1800 -
weder in München noch in Nürnberg bekannt war, daß es sich bei der Tafel aus
der Kammergalerie um die von Neudörffer genannte Glimm'sche Beweinung
Dürers handelte (Vgl. die Seite 118 dieser Arbeit), da auf der Münchner Bewei-
nungstafel sowohl die Stifterfiguren als auch die Wappen (noch) übermalt wa-
ren.
Es wäre demnach zu jener Zeit (1787/1801) leicht möglich gewesen, die
Holzschuher-Kopie mit der bei Neudörffer genannten Dürer 'sehen Tafel für den
Goldschmied Glimm zu verwechseln326, sofern diese nicht gerade die Holz-
schuher'schen Wappen aufwies (einen solchen Fehler hätte Christoph Gottlieb
v. Murr wohl nicht gemacht!). Demnach ist, was die v. Murr 'sehe Erwähnung
anbelangt, nicht von einer heute unbekannten Kopie der Glimm'schen Bewei-
nung auszugehen: es scheint vielmehr als habe v. Murr die Tafel mit der "Rie-
denburger-Kopie" des Holzschuher-Epitaphs verwechselt, die folglich - we-
nigstens in dem Zeitraum von 1778 bis 1801 - in der Katharinenkirche (an einer
Säule327) gehangen hätte.
dazu Anmerkung 890 dieser Arbeit) hat, daß jener vermeintliche nicht originale
Bart durchaus dem urspünglichen Zustand der Tafel entspricht. Bei einer Kopie
hingegen, die zu einer Zeit entstand (1621 / 1622), in der selbst bedeutende
Dürer-Tafeln stark verändert wurden, läßt sich die unterschiedliche Bartform auf
der Kopie als eine Anpassung an den damaligen Zeitstil erklären. Auch die Tat-
sache, daß die Kopie nicht etwa in einem kleineren Maßstab angefertigt wurde,
spricht dafür, daß es sich um eine wichtige Kopie handeln könnte, wie wir es
von der als Ersatz für die Familie Holzschuher (!) angefertigten »Peiler 'sehen
Kopie« erwarten dürfen.
Ein weiterer Exkurs ist nötig, um zu vestehen, woher die sog. »Riedenbur-
ger-Kopie« stammen könnte: Christoph Gottlieb v. Murr323 hatte die "Abneh-
mung Chrifti vom Kreuze" des Hanns Glimm 1778 und noch im Jahre 1801 als
in der Katharinenkirche befindlich angegeben; auch der Pastor Johann Ferdi-
nand Roth (1748-1814)324 sollte 1791 noch "die Säule zur rechten Hand" als den
Ort angeben, an welchen Glimm die Dürertafel in der Katharinenkirche hatte
aufhängen lassen; Neumayr325 wiederholt diese bzw. v. Murrs falsche (!) Deu-
tung noch im Jahre 1823, allerdings zu einem Zeitpunkt als die Kirche bereits in
eine Scheune verwandelt (Siehe Seite 238 dieser Arbeit) war. Die Glimm 'sehe
Beweinung kann um 1800 an jenem Ort auf keinen Fall gehangen haben, denn
die Tafel ist seit 1607 in der Münchener Kammergalerie und ab 1775 (mit Si-
cherheit) in Schleißheim nachzuweisen; in den Jahren nach 1781 war sie
vorübergehend in die Münchener Hofgartengalerie gekommen (Vgl. die Sei-
te 119 dieser Arbeit); Man sollte allerdings bedenken, daß damals - um 1800 -
weder in München noch in Nürnberg bekannt war, daß es sich bei der Tafel aus
der Kammergalerie um die von Neudörffer genannte Glimm'sche Beweinung
Dürers handelte (Vgl. die Seite 118 dieser Arbeit), da auf der Münchner Bewei-
nungstafel sowohl die Stifterfiguren als auch die Wappen (noch) übermalt wa-
ren.
Es wäre demnach zu jener Zeit (1787/1801) leicht möglich gewesen, die
Holzschuher-Kopie mit der bei Neudörffer genannten Dürer 'sehen Tafel für den
Goldschmied Glimm zu verwechseln326, sofern diese nicht gerade die Holz-
schuher'schen Wappen aufwies (einen solchen Fehler hätte Christoph Gottlieb
v. Murr wohl nicht gemacht!). Demnach ist, was die v. Murr 'sehe Erwähnung
anbelangt, nicht von einer heute unbekannten Kopie der Glimm'schen Bewei-
nung auszugehen: es scheint vielmehr als habe v. Murr die Tafel mit der "Rie-
denburger-Kopie" des Holzschuher-Epitaphs verwechselt, die folglich - we-
nigstens in dem Zeitraum von 1778 bis 1801 - in der Katharinenkirche (an einer
Säule327) gehangen hätte.