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Stephani, Ludolf
Die Schlangen-Fütterung der orphischen Mysterien: Silber-Schale im Besitz seiner Erlaucht des Grafen Grigori Stroganoff — St. Petersburg, 1873

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https://doi.org/10.11588/diglit.12011#0014
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noch den Namen Joannes von zwei verschiedenen Kaisern, welche denselben trugen, so wie auf einem
dritten Stempel den Namen einer von den beiden Kaiserinnen Theophano sehr wohl lesen und ein Stempel
der Schale N° 17 lässt deutlich das Wort axoXaartxo? erkennen, mag dies nun da als Name einer Person
oder eines Amtes aufzufassen sein.

Die in Persien unter den Sassaniden gefertigten Silber -Gefässe sind natürlich niemals mit diesen
Byzantinischen Stempeln versehen, da sie ihren Weg über das Kaspische Meer nahmen. Doch bieten
auch sie einen chronologischen Anhalt durch das Costüm der darauf dargestellten Personen, mögen
diese nun wirklich für die in ganz ähnlicher Weise auf ihren Münzen dargestellten Könige oder nur
für andere vornehme Personen derselben Zeit zu halten sein.

Nach Allem also, was uns die bisher gemachten Erfahrungen lehren, dürfen wir annehmen, dass
sich jene Handels-Verbindungen des Gouvernements von Perm erst nach der Gründung des Byzantini-
schen Reichs entwickelt und seitdem während des Mittelalters, wenn auch mit Unterbrechungen und
in wechselnden Formen, fortbestanden haben. Die Bewohner jener Gegenden jedoch suchten in früheren
Zeiten die aus so fernen Ländern erworbenen Kunstschätze noch mit Zuthaten eigener Erfindung zu
verschönern und da diese an der in Rede stehenden Schale angebrachten Zuthaten genau denselben
Charakter zeigen, wie die, welche wir auch an Silber-Gefässen bemerken, von denen es vollkommen
gewiss ist, dass sie in den genannten Gegenden aufgefundene sind1, so kann es keinem Zweifel unter-
liegen, dass sich auch Ihre neu erworbene Silber-Schale eine gewisse Zeit lang in den Händen desselben
Volksstamms befunden hat und demnach auch in demselben Gebiet aufgefunden worden sein muss.

Um auch Anderen einen besseren Einblick in diese interessanten Verhältnisse früheren Kunstbetriebs
zu gewähren und weitere sich hieran anknüpfende Beobachtungen zu erleichtern, stelle ich hier ein
Verzeichniss der mir bisher bekannt gewordenen Silber-Gefässe, welche bei der uns beschäftigenden
Frage in Betracht kommen, zusammen und bezeichne nur diejenigen als aus dem Gouvernement von
Perm stammend, für welche diese Herkunft urkundlich zu erweisen ist, unterlasse hingegen bei den
übrigen, für welche nur durch mehr oder weniger unsichere Nachrichten entweder dasselbe Gebiet,
oder überhaupt das Ufer der Wolga, namentlich das Land der Donischen Kosaken als Ort der Auf-
findung bezeichnet wird, jede Angabe dieser Art.

Die hierher gehörenden Silber-Gefässe also, von denen ich nähere Kenntniss habe, sind folgende:

I. Gefässe von griechisch-römischer Arbeit.

1. Kaiserliche Ermitage, flache Schale. Auf der Vorderseite Meleager und Atalante auf der Hasen-
Jagd; auf der Bückseite fünf Byzantinische Stempel. Am Rand durchbohrt. Von mir im Compte-rendu
de la comm. arch. pour l'ann. 1867. PI. 2, 4. 5. p. 52—151. veröffentlicht.

l. Namentlich kehrt das Fischchen der in Rede stehen- jedoch in etwas grösserem Maasstab auch auf der Schale
den Silber - Schale in vollkommen entsprechender Weise, N° 4 des folgenden Verzeichnisses zwei Mal wieder.
 
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