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XXXIV

die merkwürdigc(5'rscheiiiuiig vor uns, daß ein wesenliicher Ldeü des Rcchts,
welches angewcndet werden svlltc, von Denjenigen am wenigsten gekannt
war, welche zum Urrhcilen berufcn waren. Abcr dieser Zustand, welcher
nur als eine Entwickelungskrisis bcgreiflich ist, mußte die eindringlichste
Mahnung erwecken, daß sich dieRichter und Schösfen selbst mindestens
so wcit mit dem geschriebenen Recht bekannt machen möchlen, als nöthig
war, um nicht in rathlosem Dchwanken jcdem Rabulisten Preis gcgeben zu
sein. Wir sinden daher, daß die Anklagen sich in gleichem Grade wie
gegen die Rabulisterci der Lachwalter und Schreiber, so auch gegen die
Unwissenheit der Urtheilssprcchcr wenden, und einsichtige Männer, wic
Peter von Andlow, Friedrichvon Landscron, Nauklerus
und Mela nchthon heben mit Bestimmtheit hervor *), daß gerade hierin
vor Allem der Grund des Uebels liege. Zn seiner eindringlichen popu-
lären Weise ergeht sich darüber Sebastian Brant in der gcreimten
Vorredc zum Layenspiegel folgendermaaßen "):

Merckt auff ihr richtcr allcr erden,
wenn wöllen ir doch witzig werde»,
dem rechten bronnen nach gedenckcn
und »it in euwrem duucken schwencken!

Wänen ir das die recht auff baumen
gewachsen sein, oder von traumen,
das man nit auch müs haben acht
was unser öltern hand bedacht?

Das recht ist von Got u»d den alten
alles gcscht und also gehalten,
vo» denen die leute eere und land
und alle reich besessen hand,
das man mit form gestalt und maß
ist beliben anff der rechten straß.

Maniger spricht: müßt man allewcg leben
dem Buch, so säß ich hve vergeben,
und wäre giiug mit solchcm wesen
ains schreibers, der das Buch thät lesen.

Der annder spricht: sag, geselle mein,
wcdcr seind Bücher ee gesein,
odcr die lcut dic sve hand gemacht;
haben die leut Büchcr erdacht,

') Stintzing, Zasius, S. 9V ff. Stobbc, Rechtsguelleu, Bd. I S. 645 f.

-Alelnnvtitirori, ornt. <Iu leAilms I. I.

Lavenspiegel v. 15ll Bl. 7, u bis 8, n.
 
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