Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Stix, Alfred; Permoser, Balthasar [Ill.]
Balthasar Permoser - die Apotheose des Prinzen Eugen — Der Kunstbrief, Band 31: Berlin: Mann, 1946

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.72965#0043
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Giovanni Stanetti aus Venedig und seinem bedeutenderen
Schüler, dem Tiroler Ingenuin Lechleitner, der u. a. die
schöne Gruppe mit Herkules und Omphale geschaffen hat.
Schon die Wahl des Ortes - der Blick von der Terrasse
des Oberen Belvedere ist noch heute einer der schönsten in
Wien - beweist des Prinzen sicheren Instinkt, die Wahl des
Architekten aber hat ein Werk entstehen lassen, das Bau-
herrn und Baumeister in gleicher Weise zum Ruhm gereicht.
Die einzigartige Verbindung von fürstlicher Repräsentation
mit ländlicher Heiterkeit und gärtnerischem Schmuck, die
Überleitung der aus Italien stammenden schweren Bau-
formen des Barock in einen freieren, aufgelockerten Stil
lassen sich heute, besser noch als an den ihres Schmucks
z. T. beraubten Bauten selbst (die jetzt Museumszwecken
dienen), aus dem Kupferstichwerk des Salomon Kleiner er-
kennen, dessen erste Lieferungen schon zu Lebzeiten des
Prinzen erschienen sind (1731 bis 1740). Die Einrichtung
des Innern stammt vielfach von Claude de Fort du Plessy.
Im reichen Groteskensaal des Unteren Belvedere, der kürz-
lich wiederhergestellt werden konnte, arbeitete der Augs-
burger Jonas Drentwett, die reizenden Ornamente und Figür-
chen auf weißem Grund sind eine Übersetzung von Motiven
der Loggien Raffaels in barockem Geschmack. Chiarini und
sein Schwiegersohn Fanti, auch Martino Altomonte (1716)
haben Fresken geliefert, die schönsten plastischen Figuren
arbeitete Domenico Parodi aus Genua. Im Oberen Belvedere
waren ferner der Lombarde Carlo Carbone und vor allem
Francesco Solimena aus Neapel tätig, den ein Wiener Jesuit
der Zeit übertreibend „den berühmtesten Meister des ganzen
Erdkreises" nennt. Ein „indianisches Kabinett" trägt dem
neuen Geschmack Rechnung, der dann mit seinen „Chinoise-
rien" im späteren Rokokostil Triumphe feiern sollte. Die
berühmte Karyatidenhalle (Abb. 15) mit vier Riesenfiguren
des Mattielli, der auch im Winterpalais gearbeitet hatte,
ehemals zum Garten hin offen, ist ein berühmtes archi-
tektonisches Schaustück, dessen etwas derbe barocke Pracht
dem Geiste Permosers verwandt ist.

23
 
Annotationen