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schrift, wie die aller Münsterbaumeister an
der Ostwand der Johanneskapelle «au dessus
de la porte de la grande sacristie, en dehors
vis-ä-vis le cloitre» (nach Gr.), ist jetzt durch
den Anbau verdeckt.

78.

1478 Dez. 5.

3ch 3°f?ann ZTfäntelirt lieg ettbltcf) öa begraben,
ber idj 5urd) ©ottes ©nab am erffert ljab 23ucfp
ftaben,

<§u fcföncr Sdjrifften 2)rucf, in Slrafburg Iper
erbacbt

Unb folcfye fcfyöne Kunft baburd) jurneg gebracht,
öaf ein ZTiann einen Tag jefunö jo Diel fan
fdjreiben,

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bleiben

Bis an bas ©nb ber XDelt. Leun mär es bic
©cbüfjr,

baf ©oft mtirb bartcf gejagt unb ofytie Kufym aucf)
mir.

Allein ich tjalt banor, es merbe fc^Iedjt gejdjeljen,
Unb barum fjat mir ©oft einDenfmal felbft erleben,
baf ofngefäfr ju Cofjn für meine Drucferey
2Tiir biejer Itlünfterbau ein Mausolaeum fei.

= Gr. 74, Schüler 118, Münsterbüchl.: Behr 118,
Böhm 119, franz. Ubers., ebenso die übr. französ
Ausg.; Dorlan I. 332 mit französ. Übersetz., Stöber
Alsat. i85o, 89 (nach Schüler), Gerard II. 287 mij
französ. Übersetz., Mündel, Haussprüche u. Inschriften
(1883) S. 71 nach Stöber.

Mentelin aus Schlettstadt, seit 1440 als
bischöflicher Notar in Strassburg, später Ge-
schäftsteilhaber Gutenbergs, galt bei den
älteren elsässischen Schriftstellern lange als
Erfinder der Buchdruckerkunst; daher auch
die obige naiv-bombastische Inschrift. Be-
graben wurde er auf dem Pfarrfriedhof von
St. Lorenz, wie das Totenbuch der Pfarrei
(ap. Gr. 1. c.) besagt: «Nonis decembris anni-
versarium Ioanms Mentelin, impressoris libro-
rum. Jacet in cimiterio onte januam capelle
S. Michaelis.» Der Grabstein, auf dem eine
Druckerpresse ausgehauen war, verschwand
bei der Aufhebung des Gottesackers i534-
Irrig ist demnach die Angabe Stöbers (i85o),
die er nach Schüler macht, dass der Stein
«sich in einer Sakristei des Münsters» be-
finde. Über M. siehe Gr. 1. c. S. 73 ff.;

Dorlan, not. hist, sur Schlestadt (1843) I. 277
bis 334; Gerard, artistes II. 283—94.

Im Kreuzgang von St. Wilhelm hatte er
einen jetzt verschwundenen Gedenkstein mit
zwei Wappen, der später in der Stadtbibliothek
zu Strassburg aufbewahrt, 1870 unterging.

Memoria Johannis Mentelin, civis Argentin.,
parentum suorum Nicolai et Elysabeth, Magda-
lene prime uxoris (et) liberorum suorum necnon
Elisabeth de Matzenheim, uxoris (sue) secunde.
Anno (Domini) MCCCCLXXIII.

= Nach Huber ed. Gr. ined.2 V. 362, alle Münster-
büchl. mit Ausnahme des ersten von Behr, Sch.-Kgsh.
451, Kr. II. 546, Dorlan II. 282 mit französ. Übersetz

79.

1509.

1492 nach Christi Geburth fürwar
Jakob von Landshut Werkmeister war,
Uebt sin Kunst wol nach rechter Art.

Er ist mit Tod hin zwar
im XW IX Jar.

Gott woll ihm ewiges Leben

Der Seel Fried und Ruhe geben. Amen.

= Gr. essais 64 (1495, fürwahr. Er übet hier
sein Kunst nach, Tod abgangen im Jahr 1495, im
ewigen, der Seelen), danach alle Münsterbüchl., Schüler
113, Kr. I. 404; nach Heckl. Text: Schreiber 40 Anm.,
Kr. 1. c. u. 701 (1492 Jahr, die Khunst, nach mancher
art, todt hie, im ew. L , der Seelen Friedt), Mündel,
Haussprüche S. 71.

Der Verstorbene war seit 1492 provi-
sorisch, fest seit 1494/98 Werkmeister des
Münsters. Er ist Erbauer der Laurentius-
kapelle, jetzigen Pfarrsakristei, 1495 — 1505.
Er war dreimal verheiratet: mit Anna f 1495,
mit Kunigunde von Offenburg, dritter
Tochter des Scherers Hans, f i5o3, mit
Katharina Klein, Tochter des Metzgers
Martzolf KL, f i5o3. S. über ihn Schreiber
40, Kr. 1. c. 404.

Nachtrag.

1. Zu der Inschrift Werlins von Norde-
lahe (I. Teil S. 24 Nr. 20) konnten nur Ver-
mutungen aufgestellt werden, von denen sich
allein die auf die Zeitbestimmung bezügliche
als richtig erweist. Jener Werlin war nicht
 
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