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geschulte Arbeitskräfte voraussetzt, halte ich
die Bildung von zentralen Bauhütten für un-
abweislich; auch bei den kleineren Arbeiten
muss der Unternehmer grundsätzlich aus-
gechieden werden.

Bei der nicht unbedeutenden Zahl von
Arbeitsausführungen, die Jahr für Jahr Vor-
kommen, halte ich den Bestand solcher zen-
tralen Bauhütten für gesichert. Hier wird
es möglich sein, mit der Zeit einen in der
Bearbeitung mittelalterlicher Werke geschul-
ten Stamm von Handwerkern zu erhalten.

Und wie es nötig ist, im Volke über-
haupt die Verehrung und Wertschätzung der

uns erhalten gebliebenen Zeugen einer ruhm-
reichen Vergangenheit zu befestigen, wie
viel mehr bei dem mit der direkten Arbeit
am Bauwerk betrauten Handwerker, wozu
die Bauhütte den geeignetsten Ort bietet.
Dann können wir ruhig sagen: wenn auch
die treibenden Momente, die im Mittelalter
mit elementarer Gewalt die Riesenbauten der
Gotik gen Himmel hoben, uns heute fehlen,
heute ist es das Werk selbst, was uns be-
geistert, was uns aber auch den Mut und
die Kraft gibt, im Geiste des Alten zu er-
halten und auch neu zu gestalten.

Mitteilungen.

O

In den Räumen des alten Schlosses ist
im verflossenen Jahre eine „Austeilung der
Denkmalpflege im Eisass" im Aufträge des
Ministeriums für Elsass-Lothringen von dem
Kaiserlichen Denkmal-Archiv veranstaltet
worden, an der sich die Bauhütte des Strass-
burger Münsters in grossem Massstabe unter
Leitung des Münsterbaumeisters Knauth
beteiligt hat. Der Zweck der Ausstellung
war den Sinn und das Interesse für die Er-
haltung unserer Denkmäler in die weitesten
Kreise zu tragen. Sie bildete den Abschluss
der neuen Organisation der Denkmalpflege
und des Denkmalschutzes in Elsass-Lothringen
und zeigte in den ausgestellten Zeichnungen,
in den zur Anwendung kommenden tech-
nischen Hilfsmitteln und in den ausgeführten
Arbeiten, wie dieselbe gedacht ist und wie
sie werktätig gehandhabt wird. Um das
gesteckte Ziel zu erreichen, verbreitete sich
die Ausstellung über drei Gruppen von
Ausstellungsgegenständen, von denen die
erste und zweite Gruppe die wissenschaftlichen
und technischen Hilfsmittel der Denkmalpflege
zeigt; in der dritten Gruppe wurden die aus-
geführten und in der Ausführung begriffenen
Arbeiten der Denkmalpflege im Bilde
vorgeführt.

Die Strassburger Bauhütte hat sich in
hervorragendem Masse in der zweiten Gruppe
beteiligt und war ihr hier der grosse Haupt-
saal eingeräumt worden. Die Blätter 4 und
5 geben ein Bild des Ausstellungsraumes
und zeigen die geschmackvolle und mit ein-
gehendem Verständnis für die Aufgabe aus-
geführte Ausstellung, die ein besonderes
Verdienst des Münsterbaumeisters Herrn
Knauth ist.

Der Grundgedanke war zu zeigen, wie
bei den Instandsetzungsarbeiten im Sinne der
Denkmalpflege in der Praxis verfahren wird,
um die grösstmöglichste Treue in der Wieder-
herstellung der schadhaft gewordenen Archi-
tekturteile und Skulpturen zu erreichen. An
der rechten Wand war die verwitterte En-
digung eines Strebepfeilers von der Nordseite
des Langhauses des Münsters aufgestellt, an
welchem in sorgfältiger Ausführung die
fehlenden Dekorteile wie Fialen, Krabben
und Blätter nach den vorhandenen und
erhaltenen gleichartigen Stücken ergänzt
worden sind. Daneben stand zum Vergleich
der hiernach angefertigte Gipsabgus und die
neuhergestellte Nachbildung in Stein. An
der gegenüber liegenden Wand standen die
Originale der Figuren des alten und neuen
 
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