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handwerklichen Ausführung gibt die Neu-
zeit ihm keine Mittel an die Hand, die die
mittelalterliche Technik verbessern könnten.
Bezüglich der Beihülfe, beispielsweise im
Transport, Verwendung von Hebezeugen —
seit mehreren Jahren verwenden wir hier am
Münster einen elektrisch betriebenen Krahn
zum Hochziehen der Steine und sparen viel
Zeit und Arbeitskraft dadurch —, ferner in
der rationelleren Ausnutzung des Materials»
maschinelles Sägen der Werksteine, auch in
der Verwendung von durch die Erfahrung
der Zeit als besser und widerstandsfähiger
erwiesenen, sonst gleichwertigen Ersatz-
materialien, so beispielsweise Kupfer oder
Bronze statt des Eisens für Klammern und
dergleichen, kann vieles der modernen Er-
rungenschaften in den Dienst der praktischen
Denkmalpflege gestellt werden.

Sobald es sich jedoch um die hand-
werkliche Ausführung handelt, darf man
sich nur nach dem Vorbild des Alten richten.
Da nur bei gleichen Voraussetzungen Gleiches
erreicht werden kann, halte ich es nicht nur für
unbedingt erforderlich, dass durchaus nach
der Weise der Alten gearbeitet werde, dass
nicht nur dasselbe Material, dasselbe Hand-
werkszeug verwendet, dieselbe Methode in
in der Bearbeitung benutzt wird, die ganze
Organisation der mittelalterlichen Bauhütte
muss, so weit dies möglich ist, wieder zur
Anwendung gebracht werden.

An erster Stelle ist unbedingt erforder-
lich: die Ausführung in Regie, zum mindesten
bei den Maurer- und Steinmetzarbeiten. Der
Unternehmer, so hoch ich sein Wissen und
handwerkliches Können schätze, muss von
den Restaurationsarbeiten ausgeschalten wer-
den, da es ihm trotz besten Willens nicht
immer möglich sein kann, die notwendigen
Anforderungen, die die Restaurationsarbeiten
an ihn stellen mit dem eigenen Interesse in
Einklang zu bringen.

Dass an die Spitze der mehr oder
weniger grossen zu schaffenden Bauhütte
nur ein Architekt gestellt sein darf, der nicht
nur die Wertschätzung, die Verehrung für
die altersgrauen Zeugen unserer Vergangen-
heit besitzt, sondern sich auch durch langes
Arbeiten an mittelalterlichen Bauten die Er-

fahrungen angeeignet hat, die ihn befähigen
im Sinne der Alten zu arbeiten; dass nicht
der Besuch von einigen Semestern Mittel-
alter allein berechtigt, nun auch die Idand
an das Werk legen zu dürfen, ist eigentlich
selbstverständlich; wenn auf einem Gebiete,
so hier ist die eigene Erfahrung die beste
Lehrmeisterin Durch eifriges Studium am
Bau selbst und an Bauwerken verwandter
Richtung muss sich der bauleitende Architekt
vertraut machen mit dein Stil und den Sonder-
heiten des Werkes, den Eigentümlichkeiten
der Konstruktion des Gesamten wie des
Details. Sodann ist die Hauptsache die aller-
dings nur schrittweise Schulung einer Hütte
unter ständigem Hinweis auf alte Technik
und Manier.

Auswahl besten Materials ist selbstver-
ständlich — die für das hiesige Münster ver-
wendeten Werksteine lagern mehrere Jahre,
bevor dieselben verwendet werden —; ebenso,
dass das Steinmaterial möglichst aus den-
selben Brüchen beschafft wird, die bereits

Abb. 7. Wasserspeier.

Original Restauration

aus dem XIV. Jahrh. aus dem XIX Jahrh.

im Mittelalter für das Werk gedient haben,
oder wo dies nicht möglic hist, nur verwandtes
Material Verwendung findet.

Moderne Erzeugnisse, wie Kunststein
statt Sandstein oder durch hohe Pressung
erzeugte Bodenplatten statt der alten Ton-
 
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