Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Strzygowski, Josef; Strzygowski, Josef [Hrsg.]
Die Baukunst der Armenier und Europa: Ergebnisse einer vom Kunsthistorischen Institute der Universität Wien 1913 durchgeführten Forschungsreise (Band 1) — Wien: Kunstverl. Schroll, 1918

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.47010#0153
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
136

ERSTES BUCH: DIE DENKMÄLER



Aufnahme Thoramanian.
Abb. 146. Ani, Erlöserkirche: Querschnitt.

Achteck durch Ecknischen ins Quadrat umgesetzt
ist. Das Vorbild der eigentlichen Achtpaßart im
Mittelmeerkreise war wohl das Oktogon in Antiochia.
Diesem wieder geht zeitlich die »Minerva medica«
genannte Ruine in Rom voraus. Darüber und über
die Beziehungen zu Armenien unten.
Die bisher besprochenen verschiedenen Gat-
tungen und Arten des reinen Kuppelbaues dürften
die höchste Beachtung der ausübenden Baukünstler
sowohl wie der wissenschaftlichen Kreise finden. Man
frägt sich verwundert, wie eine derartige Schicht in
so früher Zeit entstehen, mehr noch, wie sie bisher
so gut wie entwicklungsgeschichtlich unbeachtet
bleiben konnte. Die Untersuchung im zweiten bis
vierten Buche wird da merkwürdige Tatsachen auf-
decken. Ich möchte bitten, sich hier schon zurück-
blickend der ganzen Tragweite des nachgewiesenen
Denkmälerbesitzes nach Möglichkeit bewußt zu
werden. Wie ist es denkbar, daß solche Gattungen
und Arten im Kirchenbau entstehen konnten, wenn
wir vom Mittelmeere kommend dort die Basilika
geradezu ausschließlich herrschend finden?
Ich gehe nun als zweiter Hauptgruppe auf arme-
nischem Boden den tonnengewölbten Längsbauten
nach. Sie ist ebenfalls als Schicht nachweisbar und
es ist wichtig, sie ganz klar von den reinen Kuppel-
bauten auseinander zu halten, um dann um so leichter
die vermittelnde Schicht erfassen zu können, die im
dritten Teile dieses ersten Buches vorzuführen sein

wird, jene Bauform, die versucht reinen Kuppelbau und reinen Längsbau in einem längsgerichteten
Kuppelbau zu vereinigen. Vorläufig bleibe es ganz unentschieden, ob eigentlich wie am Mittelmeere
nicht doch der Längsbau an die Spitze hätte gestellt werden sollen. Kluge in seinem »Versuch«
hat tatsächlich den Längsbau wie üblich an den Anfang geordnet. In diesen Dingen soll erst im
entwicklungsgeschichtlichen Teile, der das Wesen der armenischen Baukunst erörtern wird, nach
Möglichkeit Klarheit geschaffen werden.
Erst das dritte Buch, das die gewonnenen Ergebnisse mit der bisher geltenden Auffassung
der armenischen Geschichte in Einklang zu bringen suchen wird, soll dann darauf gerichtet sein, die
tatsächliche Sachlage herauszufinden.
 
Annotationen