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Strzygowski, Josef
Die Landschaft in der nordischen Kunst — Bibliothek der Kunstgeschichte, Band 17: Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.61209#0017
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Bibliothek zu Donaueschingen ab. Als zweites Paar
gebe ich eine Federzeichnung mit ausgesparter Mitte nach
einer Photographie (Abb. 17), die ich in Tiflis fand,
und daneben (Abb. 18) eine Seite (34 v) aus dem Gebet-
buche des Kaisers Max, 1515 von Dürer signiert.
Die neupersische Miniaturenmalerei hat auch sonst
Einfluß auf die abendländische Kunst gewonnen, ich
stelle zum Schlüsse zwei Liebesgärten nebeneinander.
Abb. 19 gibt die erste der 799 H. (1396) entstandenen
Miniaturen der Handschrift Add. 18113 des British Mu-
seums, fol. llv. Ein durch eine hohe Wand abgeschlos-
sener Garten, besetzt mit den typischen Blumen, immer-
grünen und blühenden Bäumen, über denen rechts oben
der Sichelmond am Sternenhimmel erscheint. Im Garten
selbst wahrscheinlich eine Darstellung aus den Liebes-
abenteuern des Prinzen Humai und der Humajun, der
Tochter des Kaisers von China. Unter der Zypresse eine
ohnmächtig zusammensinkende Frau, links ein heran-
tretender Mann, rechts eine Begleiterin. Abb. 20 der
Paradiesesgarten aus dem historischen Museum zu
Frankfurt a. M.: der Garten mit den einzelnen Sträu-
chern und Bäumen, der umgrenzenden Mauer und darin
Maria mit den seltsamen Minnemotiven. Man lese dazu
die 1918 erschienene Schrift von KonradBurdach; „Über
den Ursprung des mittelalterlichen Minnesangs, Liebes-
romans und Frauendienstes“ und wird sehen, wie mit
der Kunstgeschichte zugleich die Literaturgeschichte
die Wege wieder aufgefunden hat, die auf Persien
zurückleiten.
Die vorgeführte Reihe von Landschaften sehe ich als
nordisch und in ihrer Wurzel in Iran und dem Mazdais-
mus heimisch an. Dabei habe ich nicht den südlichen
persischen Teil als den maßgebenden im Auge, sondern
den von der höfischen Kunst des Südens nicht völlig
durchsetzten nördlichen, der als nordisches Grenzland
in seiner Kunstauffassung Wege gegangen ist, wie sie

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