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Stuart, James; Revett, Nicholas
Die Alterthümer von Athen: aus dem Englischen übers. nach der Londoner Ausg. vom Jahre 1762 und 1787 und bereichert mit einigen eigenen und allen Zusätzen der neuen Ausg. vom Jahre 1825 (Band 2) — Darmstadt, 1831

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.979#0071
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VIERTES CAPITEL. §3

cher eine Zeichnung, die ursprüngliche Aufstellung dieser Statuen
darstellend, bekannt gemacht hat. Es ergibt sich bei' angestellter
Untersuchung deutlich, dass diese Statuen für einen einzigen und
hauptsächlichen Gesichtspunct berechnet waren, das heisst, sie
waren alle, mit Ausnahme der hingestreckten Figur, gezeichnet,
um von einer Stellung in der Vorderseite der Fläche ihrer gröss-
ten Ausdehnung gesehen zu werden; und wenn sie diesem Prin-
cipe gemäss in einer Linie aufgestellt waren , so würde man be-
merkt haben, dass ihre Gruppirung veranlasst wurde durch das
Motiv, lediglich eine Ausdehnung der Glieder an den Figuren nach
der Seite und den Ecken zu hervorzubringen: eine Beschränkung,
welche allein in architektonischen Bedingungen ihren Grund haben
konnte. Dies konnte in der Griechischen Baukunst, die mit der
Sculptur so eng verbunden war, durch nichts anders als durch,
ein Giebelfeld veranlasst werden, und diese Statuen waren auch,
wie an einer der Figuren deutlich wird, für eine Stellung gearbei-
tet , die über dem Auge sehr erhaben war. Bei dieser Annahme,
und wenn wir die Figuren nach ihrer Höhe auf eine dem Winkel
der Seitenneigung eines Griechischen Giebelfeldes; angemessene
Art vertheilen, und- uns dabei von dem Gefühle leiten lassen, dass
der Gegenstand eine Handlung der Figuren verlange, welche auf
den Punct, von welchem die unglückbringende Ursache: ausgehe,
Bezug habe, so wird sich ergeben, da'ss die Gruppe so zu einem
Ganzen geordnet eine geschmackvolle und ergreifende Zusammen-
stellung abgeben werde. Die Vermuthung unseres Landsmannes ist
von auswärtigen Archäologen vollkommen gebilligt worden; Herr
Quatremère de Quincy in seinen »Lettres à Canova« über die El-
ginischen Marmorbilder bemerkt:' »J'avois quelque peine à me
persuader que cette belle collection de statues, attribuée par
Pline à SCopas, malgré la facilité avec laquelle elles entrent dans
le cadre d'un frontont, et s'accommodent à l'inégalité de ses espa-
ces, eût eu une semblable destination. Mais les statues; du Parthe-
non ont levé tous mes scrupides à cet égard.« Der Römische An-
tiquar Nibby, augenscheinlich um in archäologischer Speculation
nicht zurückzubleiben, dehnte, da er einige der vorzüglichsten
Griechischen Statuen für eine Aufstellung in einem Giebelfelde
berechnet fand, diese Idee auf die unter dem Namen des sterben-
den Fechters bekannte Statue aus, von welcher er annimmt, dass
sie einen Gallier vorstelle, und ursprünglich das Ende einer die
Niederlage des Brennus zu Delphi darstellenden Gruppe in einem
Griechischen Giebelfeldc ausgefüllt habe ; ein Gedanke, der allein
 
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