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62 VIERTES CAPITES.

die seit der Zeit ein kleiner Tempel geworden sei, befunden' habe.
Uebrigens hätte der Dreifuss, wenn er zu den Knieen der Figur
angebracht gewesen wäre, entweder zu klein: sein müssen-, um ein
ansehnliches Schmuckwerk darzustellen, oder wäre er gross gewe-
sen, so würde er auf eine bis jetzt unerhörte Weise den obern
Theil der Bildsäule versteckt haben', von' welcher wir überzeugt sein
können, dass sie nicht angefertigt worden war, um eiEen Dreifuss zu
tragen. Wenn wir daher mit Pausanias die Aufstellung des Drei-
fusses in der Grotte annehmen, und ihn uns mit der Geschichte
der Fabel von der Niobe geziert denken, so kann dieser, unmit-
telbar in Verbindung, gesetzt mit der äusseren bekleideten Figur,
die aufgestellt ist, als ob sie auf dem Felsen sässe, und damals
schon daselbst gestanden haben muss, in ihm die'Erinnerung an
eine natürliche Nachahmung der Gestalt der Niobe erweckt haben,
welche er unter den Felsen des Berges Sipylus (*) gesehen hatte,
wovon er unmittelbar nachher spricht, und woher Dr. Chandler
seine Meinung entlehnt zu haben scheint, dass jene Bildsäule die
Niobe vorstelle. Es würde nutzlos sein Stuart folgen zu wollen
in seiner kritischen Beurtheilung der Ghandler'schen Ableitung des
Wortes Demos, oder etwas über die Vorstellung Chandler's zu be-
merken, dass eine Statue an solch einer Stelle errichtet worden
wäre als Personificirung eines Stammes oder eines unberühmten
Attischen Landstädtchens, während so manche zusammentreffende
und genügende Beweise darthun, dass es eine Darstellung des Bac-
chus gewesen sei. N. A.

(26) Diese berühmte Statuengruppe wurde im J. 1775 von
Born nach Florenz in die Gallerie' gebracht.

Die Entdeckung, dass ganze Statuen zu dem Giebelfelde eines
Tempels auf Aegina gehört haben, die anerkannte Vortrefflichkeit
und Vollendung der Bildwerke von den Giebelfeldern des Parthe-
non, berechtigen uns durch Analogie zu der Annahme, dass die
Statuen, welche die Fabel der Niobe darstellen, gleichfalls ur-
sprünglich für einen ähnlichen Zweck bestimmt waren; eine Idee,
welche zuerst durch Herrn C. R. Cockerel! aufgekommen ist, wel-

(*) Zu Athen zwischen den Felsen des Lycabettus und des Mu-
seumhügels sind von einer gewissen Entfernung aus gesehen
die Umrisse einer grotesken Figur sichtbar, während in der
Nähe die Felsen in .ihrer vollkommen natürlichen Bildung
. erscheinen. Diese Erscheinung ist von der Art, wie deren
eine Pausanias anführt. Att. C. XXI.
 
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