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https://doi.org/10.11588/diglit.981#0010
I. Die grundlegenden Zeugnisse für den jüngeren Kaiamis.
Mit Eecht hat Klein in seiner Kunstgeschichte I. S. 388 die
Frage aufgeworfen, ob nicht die Schicksale des delphischen Tempels,
wie sie durch die Ausgrabungen bekannt sind, dazu nötigen, wieder
einen jüngeren Homonymen des alten Kaiamis anzunehmen und
ihn dem aus Primus bekannten Caelator von Metallgefäßen gleich-
zusetzen. Aber er ist diesem Gedanken nicht weiter nachgegangen.
Mich hat er, bevor ich Keischs erwähnte Arbeit las, auf einen
Irrweg geführt, den ich zur Warnung anderer kurz darlege.
Die Giebelgruppen des delphischen Apollontempels hatte nach
Pausanias ein Schüler des Kaiamis, der Athener Praxias begonnen und
nach dessen vorzeitigem Tode sein Landsmann Androsthenes, Schüler
eines gleich ihm unbekannten Eukadmos, vollendet1). Diese nicht
ohne weiteres verwerfliche Nachricht läßt sich jetzt nicht mehr
auf den Kaiamis des frühen fünften Jahrhunderts beziehen. Denn
zu seiner Zeit stand noch der Alkmeonidentempel mit den wieder-
gefundenen Giebelgruppen im Stile der Antenorkore und grund-
verschiedenen Inhalts, die nach der Zerstörung dieses Tempels,
wohl durch das Erdbeben von 373, im Heiligtum begraben wurden2).
Der 369 begonnene Neubau, auch er in dorischem Stil, war 330/29
im Wesentlichen fertig3). Und um dieselbe Zeit lebte in der Tat
ein namhafter attischer Bildhauer Praxias aus dem Demos Ankyle4).
1) Pausanias 10, 19, 4.
2) Homolle im Bull, de corr. hell. XX 1896 S. 6790°.; XXV 1901 S. 457 ff.
Taf. 9—16; 18; 19; Perrot, Hist. de l'art Vffl S. 565 ff.
3) Homolle im Bull. XX 1896 S. 642 f.; 678 ff; 725 f.; Hiller von Gär-
tringen bei Pauly und Wissowa, Bealencyclop. IV S. 2562 f.; 2566 f.; Bourguet,
L'admin. financ. du sanct. Pythique (Bibl. des ecoles franc. d'Athenes et de
Borne XCV 1905) S. 103 ff. und was sie citieren. Veröffentlicht ist von diesem
Bau bisher m. W. nur die Rekonstruktion von Tournaire bei Homolle, Pouilles
de Delphes II Taf. 9; vgl. Luckenbach, Olympia u. Delphi S. 44.
4) Löwy, Inschr. gr. Bildh. Nr. 127; 127a; 146; C. I. A. H 3 Nr. 1208;
I. Gr. Spt. 1 Nr. 430; vgl. Premier in den Mitth. d. d. arch. Inst. Athen XXVIH
I9°3 S. 345 f. und jetzt Reisch S. 204 f.
Mit Eecht hat Klein in seiner Kunstgeschichte I. S. 388 die
Frage aufgeworfen, ob nicht die Schicksale des delphischen Tempels,
wie sie durch die Ausgrabungen bekannt sind, dazu nötigen, wieder
einen jüngeren Homonymen des alten Kaiamis anzunehmen und
ihn dem aus Primus bekannten Caelator von Metallgefäßen gleich-
zusetzen. Aber er ist diesem Gedanken nicht weiter nachgegangen.
Mich hat er, bevor ich Keischs erwähnte Arbeit las, auf einen
Irrweg geführt, den ich zur Warnung anderer kurz darlege.
Die Giebelgruppen des delphischen Apollontempels hatte nach
Pausanias ein Schüler des Kaiamis, der Athener Praxias begonnen und
nach dessen vorzeitigem Tode sein Landsmann Androsthenes, Schüler
eines gleich ihm unbekannten Eukadmos, vollendet1). Diese nicht
ohne weiteres verwerfliche Nachricht läßt sich jetzt nicht mehr
auf den Kaiamis des frühen fünften Jahrhunderts beziehen. Denn
zu seiner Zeit stand noch der Alkmeonidentempel mit den wieder-
gefundenen Giebelgruppen im Stile der Antenorkore und grund-
verschiedenen Inhalts, die nach der Zerstörung dieses Tempels,
wohl durch das Erdbeben von 373, im Heiligtum begraben wurden2).
Der 369 begonnene Neubau, auch er in dorischem Stil, war 330/29
im Wesentlichen fertig3). Und um dieselbe Zeit lebte in der Tat
ein namhafter attischer Bildhauer Praxias aus dem Demos Ankyle4).
1) Pausanias 10, 19, 4.
2) Homolle im Bull, de corr. hell. XX 1896 S. 6790°.; XXV 1901 S. 457 ff.
Taf. 9—16; 18; 19; Perrot, Hist. de l'art Vffl S. 565 ff.
3) Homolle im Bull. XX 1896 S. 642 f.; 678 ff; 725 f.; Hiller von Gär-
tringen bei Pauly und Wissowa, Bealencyclop. IV S. 2562 f.; 2566 f.; Bourguet,
L'admin. financ. du sanct. Pythique (Bibl. des ecoles franc. d'Athenes et de
Borne XCV 1905) S. 103 ff. und was sie citieren. Veröffentlicht ist von diesem
Bau bisher m. W. nur die Rekonstruktion von Tournaire bei Homolle, Pouilles
de Delphes II Taf. 9; vgl. Luckenbach, Olympia u. Delphi S. 44.
4) Löwy, Inschr. gr. Bildh. Nr. 127; 127a; 146; C. I. A. H 3 Nr. 1208;
I. Gr. Spt. 1 Nr. 430; vgl. Premier in den Mitth. d. d. arch. Inst. Athen XXVIH
I9°3 S. 345 f. und jetzt Reisch S. 204 f.