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60 Franz Studniczka, [XXV, 4.

Unter dieser Voraussetzung ergibt sich denn auch, sie be-
stätigend, eine glaubliche Erklärung für das singulare Erscheinen
der Göttin, deren nächster Kultplatz draußen vor den Burgtoren
lag26), als Weihestatue drinnen im Bezirke der Jungfrau Athena.
Denn als Grund für solch ein Anathem kann doch die Freude des
Stifters über einen privaten Erfolg im Wirkungsbereiche der Liebes-
göttin, wie Benndorf in seiner Deutung des vermeintlichen Spitz-
namens Sosandra (oben S. 14) und Beisch für Kallias den Enkel
voraussetzt (S. 242), schwerlich gelten. Es muß vielmehr ein
auch Athena angehender, das heißt politischer Anlaß gesucht werden.
Nun galt ja Aphrodite damals als Göttin des Orients, auch der
Perser, wie Herodot lehrt (1, 131): &ti{i£}jß#?jxt«n 6h xcä ty OvQavfy
ftvtiv, rtccQu Tt 'A66vQiav pad'ovTeg xccl 'Agaßimv. Als Persergöttin
scheint sie, in der Hermenform der attischen Urania27), auf der
Dareiosvase abgebildet zu sein28). In solcher Bedeutung und viel-
leicht zugleich als Geberin glücklicher Seefahrt konnte sie von
dem alten Kallias Dank beanspruchen für den letzten großen Er-
folg seines Lebens, eben jene Friedensgesandtschaft zum Großkönig
im Jahre 448, die ihm der Demos unten am Markte mit einer
Ehrenstatue lohnte29). So kämen wir auch mit diesem Werke des
Kaiamis in die Zeit der Friedensschlüsse.

VIII. Ein Viergespann.

In derselben großen Zeit entspricht, wie Benndorf kurz aus-
sprach1), dem von Plinius gepriesenen Viergespann des alten
Kaiamis (S. 8 f.), das man in Olympia und Delphi vergeblich
sucht, ein berühmtes Anathem der Akropolis, das seinerseits nach
einem damals equis sine aemulo expressis dafür geeigneten Meister
verlangt: die Erneuerung des im Perserbrande sicherlich zerstörten

26) S. die Inschriften bei [Jahn und] Michaelis, Arx Athen. S. 127, 332—334;
zu Nr. 333 Weilbach und Kawerau in den Mitth. d. d. arch. Inst. Athen XXX
1905 S. 298 ff.

27) Pausan. 1, 19, 2,

28) Welcker, Alte Denkm. V S. 353; Baumeister, Denkm. I S. 409 links zu
Taf. 6; Furtwängler und Eeichhold, Gr. Vasenmalerei S. 148 zu Taf. 88.

29) Ed. Meyer, Forsch, alt. Gesch. II S. 75 und Gesch. d. Altert. III S. 615t".
1) In der S. 49 A. 3 angeführten Schrift S. 46**; ebenso Bergk, Poetae

lyr. gr.4 HI S. 478 t
 
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