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xxv, 4.j Kalamis. 71

aus dem Tiber und dem des Palazzo Pitti in die Linke gegeben
(unten S. 93 ff., Taf. 10). An diese Reihe schließt sich der Koloß
des Kalamis an. Sein Lorbeerstab erscheint, wie auf Münzen und
Vasen nur selten38), nicht verästelt, sondern als einfacher Zweig,
was der statuarischen Gestaltung am besten entspricht. Die
vielleicht aufkommende Scheu, selbst dieses bescheidene Pflanzen-
gebilde damals im Maßstab eines dreißig Ellen hohen Kolosses
ausgeführt zu denken, wird leicht zu überwinden sein im Hin-
blick auf die nach der Eurymedonschlacht geweihte Bronzepalme
mit dem Palladion39) und auf die marmorne Akanthossäule zu
Delphi40).

Das Standmotiv ist das gegen Mitte des fünften Jahrhunderts
herschende: das (linke) Spielbein zur Seite gestellt, die Hüfte
des Standbeins etwas vorgedrängt, der Kopf ihm und damit dem
Hauptattribut zugewandt. Die Haartracht scheint, von den fehlenden
Schulterlocken abgesehen, ungefähr der des pompeianischen Cita-
rista (S. 92) entsprochen zu haben; denn von vorne gibt Taf. 10, c, 2
einen Scheitel zwischen zwei starken Wülsten, ebendort 3 und 4
an dem gewaltsam ins Profil gedrehten Kopf einen Haarknauf im
Nacken. Und die beiden letzterwähnten Münzen tragen auf ihren
Vorderseiten einen (unter 4 mit abgebildeten) Kopf des Gottes
mit gleicher Frisur, nur die Haarrolle vorn in kleineWülste zer-
legt41), wie sie unter den nächst vergleichbaren alten Statuen die
des Palazzo Pitti hat (Taf. 10, d). Obgleich ähnliche Apollonköpfe
auch auf anderen hellenistischen Münzen des Ostens wie des
Mutterlandes nicht selten auftreten42), liegt es doch nahe, die der

38) Z. B. auf der „nolanischen" Amphora Lenormant und de Witte, Elite
ceram. II Taf. 21, E. Roehette, Choix de peint. Pomp. S. 50 (Overbeck, Atlas ■/,.
Kunstmythol. Taf. 26, 2, wo noch mehr Einschlägiges, auch die Petersburger
Vase unten S. 76 A. 19).

39) Oben S. 68 A. 24. Erinnert sei hier auch an die baumförmige Basis
des Iulios Epiphanes Philopappos in Lykosura 'Eg>rj(iSQ. agiaioL 1896 S. 127
(Leonardos).

40) Homolle, Fouilles de Delphes II Taf. 15 und im Bull, de corr. hell. XXI
1897 S. 603 ff.

41) Furtwängler a. unten S. 78 A. 30 angef. Orte S. 131t.

42) Eine Reihe bei Overbeck, Kunstmythol. IV Mztf. 2, 64—70, S. 158.
Ahnlich ist auch der spartanische Münzkopf, den Wolters als Nachbildung des
Originals der pompeianischen Bronze ansieht, S. 7 der unten S. 93 A. 6 citierten
Arbeit.
 
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