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Sybel, Ludwig von
Christliche Antike: Einführung in die altchristliche Kunst (Band 2): Plastik, Architektur und Malerei — Marburg, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.17653#0273
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Gemmen.

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über Brust und Schultern gelegten Streifen (einmal mit herabhängender Verlängerung),
den zwei der grüßenden Männer auf der Zachariastafel VI anhaben, freilich anscheinend
über Chlamys; es sieht aus wie eine Weiterbildung der gelegentlich der Diptychen be-
sprochenen kontabulierten Toga (Trabea), eine Weiterbildung, die in derselben Halb-
kreisform die zwei „Bischöfe“ auf dem Wagen der Trierer Tafel tragen.
Neben der Diskussion über die Ursprungszeit geht natürlich, unermüdlich und
unerschöpflich, der alte Streit, ob römisch, ob byzantinisch oder nun ostgriechisch,
syrisch. Man streitet vergebens, solange die Chronologie der Denkmäler nicht fest-
steht und damit der Verlauf der altchristlichen Kunst als Ganzes.1)

Reste von Türen im Sinaikloster und im Museum zu Kairo datiert Strzygowski
versuchsweise ins fünfte bis achte Jahrhundert.2)
Eine Holzschnitzerei aus Ägypten, im Kaiser Friedrich-Museum, hat Strzy-
gowski als eine Arbeit des vierten Jahrhunderts veröffentlicht; die figurenreiche Dar-
stellung mit viel architektonischer Szenerie deutet er auf die „Vertreibung der Barbaren
von der Feste des Glaubens“. Als verwandte Arbeiten, sie aus dem Gebiete der
Elfenbeinskulptur, reiht er, in reichlichem Abstand, das trierer Relief mit der Reliquien-
einbringung und die pariser sog. Predigt des Paulus an.3)

Skulpierte Bauhölzer aus Bawit, in Kairo und in Berlin, tragen teils orna-
mentalen teils figürlichen Schmuck. Einige stellen bärtige Gestalten in Konclien dar,
einer hält in der Linken das deutlich mit Kreuz bezeichnete Buch; sie erinnern an die
bärtigen Gestalten der Elfenbeinskulptur des sechsten Jahrhunderts, werden aber von
Strzygowski versuchsweise in das fünfte datiert. Andere, in Berlin, zeigen schwebende,
ein Rund tragende „Engel“, den Daniel zwischen den Löwen, in Barbarentracht wie
wir es an der Gartheschen Pyxis in London sahen, usf.4 * *)

Gemmen.
Die Gemmen bilden eine Spezialität, die nur von solchen Gelehrten beurteilt
werden kann, welche größere Bestände derselben dauernd unter Händen haben. Auf
solcher vertrauter Bekanntschaft, in Verbindung mit ausgebreiteter Denkmälerkenntnis

*) Holztür von S. Sabina: Kondakoff, Rev. arch. XXXIII 1877, 361 Taf. 11. Garrucci,
Storia VI 178 Taf. 499. 500. Strzygowski, Jahrb. pr. Kunstsamml. 1893, 75. Grisar, Röm. Quartal-
schrift 1894, 4 Taf. 1. Kraus, Gesch. I 494 Fig. 381. Stuhlfauth, Elfenbeinplastik 1896, 26. 203.
Holtzinger, Altchr. u. byz. Baukunst* 1899, 45 Fig. 39. Wiegand, Altchristi. Hauptportal an d.
Kirche der heiligen Sabina auf dem aventin. Hügel zu Rom, mit 21 Phototypien, Trier 1900.
Venturi, Storia I 476 Fig. 308—325. Ainaloff, Hellenistische Grundlagen 121 (Repert. 1903, 47).
Kaufmann, Handb. 518. Leclerq, Manuel H 633. — Es ist zu bedauern, daß Grisar eine andere
Bezifferung der Felder eingeführt hat als Garrucci.
*) Strzygowski, Koptische Kunst 1904, 126 zu n. 8782 ff.
3) Strzygowski, Orient oder Rom 65 Taf. 3. Dazu Wulff in defi Kunstwiss. Beitr. für
Schmarsow 1907, 16. Kaufmann, Handbuch 522, 1 bezweifelte trotz des Labarum den christlichen
Ursprung.
4) Strzygowski, Koptische Kunst 117 n. 8775—8781. Führer durch das Kaiser Friedrich-
Museum8 1905, 30. — Daniel in Barbarentracht zwischen den Löwen auch au der Gemme bei
Furtwängler, Antike Gemmen Taf. 57, 1.

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